Kaiserin der Kleider

■ Sissi Perlinger zog sich im Tivoli um

Nervös zappelnd aber frohen Mutes kommt sie auf die Bühne und will sich ihr Publikum holen, spricht drei Sätze und hat es. Am Montag tobte sich Sissi Perlinger wieder im Schmidts Tivoli aus. Mit der Hamburg-Premiere ihres neuen Programms Von Happy End zu Happy End zeigte sie, was alles so passieren kann, wenn Mann und Frau sich erst gefunden haben.

Nicht in das Korsett eines zusammenhängenden Stückes gebracht, sondern in eine von ständigen Kostümwechseln getragene lose Abfolge von Liedern und Szenen, interpretierte sie Embryo, graues Mäuschen oder Disco Queen. Weniger durch ihren Gesang begeistert die ewig Lachende dabei ihr Publikum als durch ihre choreographische Arbeit, die man auf Kampnagel „progressiven Ausdruckstanz“ nennen würde. Nicht die frivolen, bisweilen flachen Texte, sondern die ständig in Bewegung bleibende Trägerin des Deutschen Kleinkunstpreises zwingt den Zuschauer zur Aufmerksamkeit. Selbst eine Zwischenmoderation untersteht der Hektik eines Rollentauschs, selbst ein vorgetragener Witz erhält seine Pointe erst durch Gestik und Mimik.

Anders als uns die Plakate weismachen wollen, war dieser Abend allerdings kein Soloprogramm. Der scheinbar „nur“ als Begleiter und Stichwortgeber fungierende Jan Christoph Scheibe füllte einen ganz eigenen Part und stellte – als Sänger, Tänzer, Witzeerzähler und Keyboarder – seine Talente unter Beweis, und nicht zuletzt seinetwegen wurde Happy End zum Happy End. Ein komischer Abend, der amüsiert ohne Weisheiten unters Volk zu bringen. Eine schöne Kostümshow, ohne daß man immer weiß, was die Kleider bedeuten. Vielleicht erfahren wir es ja bei ihrem Hamburger Gastspiel, im August.

Remmer Koch