Der Parkplatzrebell

■ Im Häfenressort kämpft ein einsamer Beamter um freies Parken für seinen Volvo

Es gibt noch Helden in der bremischen Verwaltung. Es gibt noch welche, die sich nicht kritiklos den Anweisungen ihrer Behörde oder gar des Senats beugen und mutig Zivilcourage zeigen, wenn es der Sache dient – vor allem der eigenen. So einer ist Arno Hartog. Hartog arbeitet im Hause Beckmeyer in der Abteilung Hafenentwicklung. Hartog wird in die Geschichte der bremischen Verwaltung als der Parkplatzrebell eingehen. Und das kam so:

Noch in den seligen Ampelzeiten hat der Bremer Senat einen vorwärtsweisenden Beschluß gefaßt. Fortan sollten nämlich BehördenmitarbeiterInnen ihre Autos nicht mehr wie bisher kostenlos bei ihren Dienststellen abstellen dürfen. Der Hintergedanke war ein ökologischer und ein gerechter. Warum sollten BehördenmitarbeiterInnen für lau das in Anspruch nehmen dürfen, was Normalsterbliche teuer zu stehen kommt? Außerdem können viele prima auf Bus und Bahn umsteigen. Was folgte, war ein langes Hin und Her über die Gebührenstruktur. Am Ende aber bestätigte die Große Koalition den Beschluß noch einmal. Also wurde er umgesetzt.

Auch beim Hafensenator. 85 Mark sollte der Parkplatz hinter dem Dienstgebäude an der Kirchenstraße, nur einen Steinwurf vom Marktplatz weg, pro Monat kosten. Aber da hatte die Behörde die Rechnung ohne Arno Hartog gemacht. Denn der sah vor allem eines bei dem Beschluß: ihn nicht ein. Er benutze seinen Wagen dienstlich, bezahlt wird nicht, Schluß aus. Nur mußte er seinen Wagen ja irgendwo abstellen, der Behördenparkplatz war nun schlüsselgesichert.

Aber Hartog fand - Achtung, Geheimtip! - einen der letzten kostenlosen Innenstadtparkplätze, und da steht sein Volvo nun tagein, tagaus, wenn er nicht gerade dienstlich unterwegs ist. Der Parkplatz liegt genau vor der Eingangstür des Häfenressorts. Da steht er nun seit mittlerweile vier Monaten und schafft den Oberen des Häfenressorts großen Verdruß.

Aber was sollen sie tun? Die halbe Innenstadt ist verbotsbeschildert, die andere Hälfte beparkuhrt, der Platz vor dem Häfenressort ist gerade neu gestaltet und rundum von Pollern gesäumt worden, nur am Zufahrtsweg findet sich weit und breit kein Parkverbots-Schild. Und unterdessen tobt der behördeninterne Guerrilla-Kampf. Hartog nämlich hat einen Antrag gestellt: Die Behörde möge doch bitteschön die Kosten für einen Parkplatz übernehmen. „Wer im Jahr 2.000 Kilometer dienstlich fährt, der hat einen Anspruch darauf“, sagte Hartog gegenüber der taz. Und die fahre er allemal, schließlich müsse er öfter mal nach Bremerhaven. Er habe sogar eine „Dauer-Dienstreisegenehmigung“. Nur habe er den Antrag schon vor vier Monaten gestellt, „aber der ist noch nicht abschließend bearbeitet.“ Warum? „Na, die erkennen nicht alles an. Aber zahlen für einen Parkplatz? Das sehe ich überhaupt nicht ein!“ Außerdem erspare er der Behörde eine ganze Masse Kosten. Er dürfe nämlich nach einem dienstlichen Termin außerhalb Bremens ins Parkhaus fahren, und die Behörde müsse zahlen. „Aber das will ich der Behörde nicht zumuten.“

So haben sich über Monate Verwaltung und Hartog ineinander verbissen. Alle möglichen Stellen im Hause Beckmeyer wurden mit dem Fall befaßt, nur bislang ohne Ergebnis. Und mittlerweile gibt es auch niemanden mehr, der ein Ergebnis herbeiführen wollte, denn: Der Behördenparkplatz des Häfenressorts ist voll ausgebucht, wie der Beckmeyer-Sprecher Rüdiger Staats stolz vermeldet. Zwar sei das nicht so schön, dieser Parkplatz da direkt vor dem Haupteingang – aber es gebe doch Hoffnung, daß sich die ganze Affäre bald in Luft auflöst. Und wir erfahren die eigentlichen Hintergründe für die Beckmeyerschen Umzugspläne: „Wenn wir nämlich mit dem Ressort nach Bremerhaven umziehen, dann ist alles klar.“ Da gibt es kein Behörden-Parkraum-Konzept, alles ist umsonst. „Bremerhaven ist ein Eldorado für Langzeitparker.“

J.G.