Homo-Stadtfest mit Papst

■ Zum vierten lesbisch-schwulen Stadtfest am Nollendorfplatz werden am Wochenende 300.000 BesucherInnen erwartet

Der Papst kommt! Zumindest ist er eingeladen, und „eine definitive Absage haben wir noch nicht“, erklärten gestern die Veranstalter des lesbisch-schwulen Stadtfestes, das am kommenden Wochenende am Nollendorfplatz stattfindet. Für den Fall, daß Seine Heiligkeit mit dem Papamobil im Stau stecken bleiben sollte, hält sich ein Ersatzpapst bereit – der schwule Entertainer Ades Zabel. Zabel, der sich u.a. mit einer tabulosen Sex-Quizshow einen Namen machte, präsentierte sich gestern bei seiner ersten Audienz im rosafarbenen Samtgewand. Am Sonntag (um 14.30 Uhr) wird er eine Begrüßungsmesse zelebrieren. Gegenpäpstin Domenica, eine ehemalige Prostituierte, wird zuvor Charlotte von Mahlsdorf heiligsprechen.

Das Stadtfest, das bereits zum vierten Mal stattfindet, hat sich zur größten lesbisch-schwulen Veranstaltung Europas gemausert. In diesem Jahr wird mit 300.000 BesucherInnen gerechnet. Geboten wird ein vielfältiges Musikprogramm von Klassik (Freitag ab 15 Uhr) bis Jazz und Rock. Erstmals findet in diesem Jahr eine Benefizlotterie statt, deren Erlös lesbischen und schwulen Projekten zugute kommen soll. Über 80 Projekte, Initiativen und Firmen sind mit Informationsständen präsent.

Ins Leben gerufen wurde das Straßenfest 1993 vom schwulen Infoladen Mann-O-Meter, nachdem sich Gewalttaten gegen Schwule in Schöneberg häuften. Mit dem Fest suchte man den Kontakt zur Bevölkerung, um Vorurteile abzubauen.

Zweideutig fiel das diesjährige Motto aus: „Ich komme, du kommst, wir kommen gemeinsam.“ Auf dem Plakat schmiegen sich zwei Eizellen aneinander, zwei Spermien schlängeln aufeinander zu. Fehlt nur noch der Zusatz: Und der Papst kommt auch. Unterstützt wird das Fest von der Konzertierten Aktion lesbisch-schwule Wirtschaft Berlin (KAB). Es ist zugleich der Auftakt zum diesjährigen Christopher Street Day, der mit einer Demonstration am 29. Juni gefeiert wird. win