Das Portrait
: Der Absager

■ David Levy

Nach dem Wahlsieg Benjamin Netanjahus stand ein Minister sofort fest: Der Likud-Chef hatte David Levy (58) den Posten fest versprochen. Zuvor hatte dieser sich bereit erklärt, wieder mit dem Likud zusammenzuarbeiten, den er einst im Zorn verlassen hatte.

Als Außenminister wäre Levy kein Neuling gewesen: Der häufig etwas rüde Lobbyist in eigener Sache hatte sich dieses Amt bereits vor sechs Jahren unter dem damaligen Likud-Regierungschef Jitzhak Schamir erkämpft.

Viele Eigenschaften Levys lassen sich auf seine Herkunft und seinen Werdegang in Israel zurückführen: die Erfahrung der Benachteiligung und Gängelung der Neueinwanderer aus arabischen Ländern. Der 1938 in Marokko geborene Levy kam 1957 mit seinen Eltern nach Israel. Levy arbeitete einige Jahre als Bauarbeiter und engagierte sich in der Gewerkschaftsbewegung Histadrut. Dort machte er Karriere als Vertreter der rechten Fraktion. Als charismatischer Repräsentant der sephardischen Bevölkerung erregte er die Aufmerksamkeit des damaligen Likud- Chefs Menachim Begin.

Mit 31 Jahren wurde Levy in die Knesset gewählt. Als der Likud 1977 die Regierung übernahm, machte ihn Begin zum Einwanderungs- und später zum Bauminister. David Levy gehörte zu den wenigen Regierungsmitgliedern, die 1982 Israels Angriffskrieg gegen den Libanon kritisierten. Als einziger Likud-Minister forderte er 1983 den Rückzug der israelischen Truppen.

Als Begin zurücktrat, spekulierte Levy auf dessen Nachfolge. Doch die Mehrheit im Likud entschied sich für Jitzhak Schamir. Levy wurde die Nummer zwei in der Parteiführung.

Einen nächsten Versuch, an die Spitze der Partei zu kommen, machte Levy 1986. Aber eine Saalschlacht seiner Anhänger gegen die politischen Gegner in der Parteiführung wurde ihm zum Verhängnis.

Als Außenminister der Likud-Regierung von 1990 bis zum Regierungswechsel 1992 war Levy – dem Zeitgeist entsprechend – eher eine joviale Taube. In den zwei Jahren im Außenministerium hat er Erfahrung gesammelt. Doch das Angebot, erneut zum Außenamtschef aufzusteigen schlug Levy gestern dann doch aus: Weil der Rechtsaußen Ariel Sharon nicht mit einem Kabinettsposten in der neuen Regierung bedacht wurde, mocht nun auch Levy nicht mehr mitspielen. Amos Wollin