„Vielleicht ist nur das Flugzeug abhörsicher“

■ Heutzutage kann man praktisch alle Lebensbereiche abhören, meint der Detektiv Manfred Fink. Die Technik hierfür ist nicht unerschwinglich: Wanzen gibt es ab 20 Mark

Manfred Fink, 29, ist gelernter Detektiv. Nach der Wiedervereinigung suchte er zunächst in Thüringen nach versteckten Wanzen. Seine Firma „International Investigator & Security Consult“ sitzt in Coburg. Fink bezeichnet sich selbst als „Lauschabwehrer“.

taz: Wieviele Wanzen kleben in Deutschlands Büros und Wohnungen?

Manfred Fink: Ich schätze, mehrere hunderttausend, wovon etwa zehn Prozent ständig im Einsatz sind. Allerdings sind sehr, sehr viele im Besitz von Privatpersonen – etwa bei jemandem, der sich anheuern läßt und Wirtschaftsspionage betreibt. Aber auch im ganz privaten Bereich werden Wanzen immer beliebter.

Ist es nicht sehr aufwendig, sich so ein Ding zu besorgen?

Überhaupt nicht, Versandhändler bieten sie an, unter manchem Ladentisch liegen sie. Primitive Wanzen sind für etwas an die 20 Mark erhältlich.

Welcher Ort ist abhörsicher?

Man kann heute praktisch alle Bereiche abhören. Der einzige Platz, der abhörsicher sein könnte, mag in einem Flugzeug sein. Vielleicht. Alle anderen Orte können nur mit großem finanziellen und technischem Aufwand halbwegs geschützt werden.

Wie sieht das abhörsichere Labor aus?

Der Raum wäre innenliegend, fensterlos, mit hochfrequenter Abschirmung aus Metall, plus Verrauschung des Hohlraumes zwischen der inneren und der äußeren Wand, den Decken und Fußböden. Hinzu kommen Filtertechniken für alle Versorgungsleitungen, die hineinführen.

Nun werden nicht nur Forschungslabore gesichert. Rauschgifthändler, gegen die der Staat demnächst das ganze Repertoire einsetzt, schützen sich doch auch. Ist es nicht eine Illusion zu glauben, daß heimliches Abhören im Kampf gegen das Verbrechen hilft.

Es ist schon so, daß der Lauschangriff weniger kostet als die Lauschabwehr. Dadurch fällt die Kosten-Nutzen-Rechnung für den Lauscher positiv aus. Wo sehr viele Daten anfallen, wie bei Geheimdiensten, da werten Computer die Erkenntnisse aus, da wird über Schlüsselwörter gesucht, die über Wortbanken abgeglichen werden.

Wenn man sich aber abwechselnd in drei Sprachen und vier Dialekten unterhält, kommt eine Wortbank nicht weit.

Das ist die Frage, inwieweit heute der Stand der Technik ist. Es gibt schon sprachgesteuerte Texteingaben, mit denen man sich auf bestimmte Stimmen konzentriert, die unter einer ständigen Zielkontrolle stehen.

Was wäre für diese Überwachung das probate Gegenmittel?

Dagegen helfen nur ganz hochwertige Verschlüsselungssysteme.

Kostenpunkt?

Pro Gerät etwa 5.000 Mark.

Das bezahlt eine Rauschgifthändlerin aus der Portokasse.

Sie kommt nicht heran. Der Personenkreis, dem diese Geräte zugänglich sind, ist sehr begrenzt. Offiziell dürfen nur geheimschutzbetreute Unternehmen, 1.600 sind das in Deutschland, damit ausgerüstet werden.

Wo ein Wille, ist ein Weg.

Ein Schwarzmarkt für diese Kryptosysteme mag es geben. Allerdings unterliegt die Produktion wie auch der Vertrieb einer strengen Kontrolle. Interview: Annette Rogalla