Ost-Chemie: 8.000 Jobs auf der Abschußliste

■ ABM-Stellen laufen aus und elf Gesellschaften sollen liquidiert werden

Berlin (taz) – Der Abbau von Arbeitsplätzen in der ostdeutschen Chemieindustrie ist noch nicht zu Ende. Bis 1998 werden in den drei Chemiezentren Bitterfeld-Wolfen, Leuna und Zeitz bis zu 8.000 weitere Jobs verschwinden. Das geht aus einer Zwischenbilanz der Privatisierung hervor, die die Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben (BVS) gestern in Berlin veröffentlichte.

Während 1990 insgesamt 62.700 Beschäftigte an den drei Standorten in Sachsen-Anhalt arbeiteten, sind es heute noch 27.600. Doch nur 18.300 Beschäftigte kamen auf dem „ersten“ Arbeitsmarkt unter – bei den privatisierten Werken von Bayer, Linde, Elf Aquitaine und anderen. Diese Arbeitsverhältnisse können als halbwegs gesichert gelten.

Auf der Abschußliste stehen dagegen rund 9.000 Jobs. 5.000 davon existieren im sogenannten „zweiten“ Arbeitsmarkt auf Basis von ABM und dem Arbeitsförder-Paragraphen 249h. Wenn diese Verträge auslaufen, werden die ehemaligen ChemiearbeiterInnen arbeitslos. Außerdem will die Treuhand-Nachfolgerin BVS noch elf Betriebsteile „liquidieren“, wodurch deren 4.000 Beschäftigte auf der Straße stehen.

Demgegenüber sollen 1.000 neue Jobs entstehen, weil die BVS 17 Geschäftsfelder und Anlagen privatisieren will. Unter dem Strich bleibt ein Verlust von rund 8.000 Arbeitsplätzen.

BVS-Vorstand Peter Breitenstein verbreitete gestern jedoch Optimismus. „Kein Wunschdenken“ sei es, daß die Ansiedlung neuer Firmen an den alten Chemiestandorten in den kommenden Jahren etwa 4.000 zusätzliche Arbeitsplätze schaffen könne. Namen wollte die BVS aber nicht nennen.

Bis 1998 wird die Privatisierung und Abwicklung von Bitterfeld- Wolfen, Leuna und Zeitz die Treuhand und BVS knapp zehn Milliarden Mark gekostet haben. Nicht darin enthalten sich Aufwendungen der öffentlichen Hand für Sozialpläne, ABM-Mittel und Investitionszuschüsse. Hannes Koch