Risikofaktor Hirnhaut

■ Infizierte Hirnhäute verursachen Creutzfeldt-Jakob-Krankheit

Berlin (taz) – Nach der Implantation von Hirnhäuten sind weltweit 15 Fälle der tödlich verlaufenden Creutzfeldt-Jacob-Krankheit aufgetreten. Es besteht der begründete Verdacht, daß die Krankheit durch nicht abgetötete Erreger in den Hirnhautpräparaten übertragen wurden. Der hessische Rundfunk berichtete am Dienstag von dem Fall einer 25jährigen Frau aus Schweinfurt, die an der tückischen Hirnerkrankung, die mit Gedächtnisstörungen und Krämpfen verbunden ist, gestorben war. Im Oktober 1994 war sie wegen eines Rückenmarkstumors operiert worden. Dabei wurde ein Hirnhautprodukt zur Abdeckung der Wunde eingesetzt. Ein Arzt der Schweinfurter Leopoldina-Klinik erklärte, daß damals ein Präparat der Firma B. Braun Dexton Ltd. verwendet worden sei. Dies ist eine Tochterfirma des Marktführers Braun Melsungen AG, der Ende Mai eine weltweite Rückrufaktion für alle vor Januar 1996 hergestellten Hirnhäute durchführen mußte. Darauf hatte die hessische Aufsichtsbehörde wegen der lückenhaften Dokumentation der Spender bestanden. So ließ sich bei 1.700 Hirnhäuten, die illegal an Berliner Krankenhäusern entnommen und an Braun Melsungen weitergegeben worden waren, nicht mehr rückverfolgen, von welchem Patienten sie stammten. In 77 Fällen stammten sie von Patienten mit übertragbaren Krankheiten.

Obwohl in 13 der 15 Creutzfeldt-Jakob-Fälle das Braun-Melsungen-Präparat Lyodura verwendet wurde, räumte Firmendirektor Gerhard Meil nur 4 Fälle ein. Außerdem gebe es keinen Beweis, daß das Hirnhautpräparat ursächlich für die Erkrankung war. Dorothee Winden