Das Portrait
: Im freien Fall

■ Friedrich Hennemann

Mit leiser Fistelstimme bemäkelte Friedrich Hennemann (60) im Februar auf der Großdemonstration der Vulkan-Werftarbeiter die Konzeptlosigkeit seines Nachfolgers. Er selbst hatte zwar im November 1995 seinen Vorstandssitz beim Bremer Vulkan Verbund räumen müssen. Doch wenn sie ihn auf dem Podium nur hätten reden lassen: Mit seinen guten Tips wäre der Vulkan nicht in den Vergleich gerutscht, sagte er ohne die Miene zu verziehen. Mit dem vom Vulkan bezahlten Dienstwagen war er vorgefahren, zwei Bodyguards schützten ihn vor wütenden Arbeitern.

Noch im Juni letzten Jahres hatte der Mann mit den „größenwahnsinnigen Vorstellungen“ (so der Bremer CDU-Landesvorsitzende Bernd Neumann) den AktionärInnen eine Dividende versprochen; die erste seit 1977, als Hennemann die Bremer Werften noch nicht im Vulkan Verbund vereinigt hatte. Schon damals rotteten sie vor sich hin, Tausende Arbeitsplätze waren bedroht. Doch Friedrich Hennemann, damals SPD-Staatsrat im Wirtschaftsressort des kleinsten Bundeslandes, breitete mit den Genossen die Filzmatten aus. Und alle fielen weich.

1987 stolperte der asketisch-blutleere Hennemann direkt aus dem SPD-Senat in die Vorstandsetage des Vulkan. Die Bremer Genossen konnten nun ganz sicher sein, daß Hennemann die Klientelpolitik am Arbeitsplatz fortsetzt. Seinem Betriebsratsvorsitzenden richtete er ein Büro in der renovierten Konzernzentrale am idyllischen Bremer Marktplatz ein. Als die deutsche Industrie sich längst wieder auf ihre jeweiligen Kernbereiche konzentrierte, kaufte Hennemann wild ein. Der größte Coup gelang ihm mit den Ostwerften. Für 1,25 Millionen Mark schwatzte er sie der Treuhand ab. Seine Arbeiter im Westen hatten Angst, daß er nur noch im Osten investieren würde. Doch SPD und Gewerkschaft konnten sich auf ihren Hennemann verlassen. Er betuppte die Treuhand und die ostdeutschen Werftarbeiter und stopfte mit den reichlich geflossenen Subventionen die Finanzlöcher im Westen.

Zwischen Vorstandsetage und Festnahme hatte Hennemann sich selbständig gemacht. Sekretärin und Büro zahlte noch der in Konkurs gegangene Vulkan. Er selbst konnte von seiner Abfindung und alten Geldquellen leben. Seine neue Aufgabe: „Verwaltung von Beteiligungen und Beratung internationaler Geschäfte.“ Ulrike Fokken