Zerstrittenes Arabien

Der Gipfel in Kairo wird die arabische Einheit beschwören, doch die ist weit entfernt. Spätestens seit dem Golfkrieg geht ein tiefer Riß durch die „Arabische Welt“.

Am offensichtlichsten ist der Ausschluß des Irak aus der Gemeinschaft. Doch auch die Staaten, die Saddam Hussein während des Golfkriegs mehr oder minder unterstützten, Jemen, Sudan, Libyen, Jordanien, Tunesien, Mauretanien und die PLO werden von den Golfstaaten und allen voran von Kuwait mit Argwohn betrachtet.

Daneben existieren mehrere Konflikte, die sich aus dem Verhältnis zu Israel entwickelt haben. Syriens Präsident Hafis al-Assad wirft Jordaniens König Hussein und PLO-Chef Jassir Arafat vor, im Nahost-Friedensprozess vorgeprescht zu sein.

Libyens Revolutionsführer Muammar al-Gadaffi hält Arafat vor, Palästina an die Israelis verkauft zu haben. Um diese Position zu unterstreichen, ließ er letzten September mehrere tausend Palästinenser ausweisen.

Auch mit der Einheit des Niltales ist es nicht weit her. Ägypten klagt seinen südlichen Nachbarn Sudan an, die islamistische Opposition in Ägypten zu unterstützen und hinter einem versuchten Anschlag auf Präsident Mubarak zu stecken.

In den Golfstaaten schwelen Grenzkonflikte, etwa zwischen Saudi Arabien und Jemen oder Qatar und Bahrain. Die kleineren Golfemirate lehnen sich gegen die saudische Dominanz im Golfkooperationsrat auf.

Daneben gibt es alte Rivalitäten zwischen Syrien und Irak, die beide von zwei konkurrierenden Flügeln der arabisch-nationalistischen Baath-Partei regiert werden.

Auch im Maghreb ist nicht alles in bester Ordnung. Am herausragendsten ist der Konflikt zwischen Algerien und Marokko. Die marokkanische Führung wirft Algerien vor, die Polisario zu unterstützen, die Befreiungsfront für die marokkanisch besetzte Westsahara. Alle Maghreb-Länder haben Angst, daß der Konflikt zwischen Regierung und Islamisten in Algerien auf sie überschwappen könnte. K.G.