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Eine Frage der Frage

■ Knatsch um Schwuso-Fragebogen: Soll er der SPD nur beim Sparen helfen?

Es gibt viele Gründe für Lesben und Schwule, die SPD zu wählen. Davon jedenfalls sind die Hamburger Schwusos überzeugt. Ein Fragebogen, der derzeit unters gleichgeschlechtlich liebende Volk gestreut wird, soll ans Tageslicht bringen, wie die sozialdemokratische Homo-Politik perfektioniert werden kann. Denn: Der Wahlkampf naht. 1997 muß die SPD um jede Stimme kämpfen.

Ist es das Thema Aids, Gewalt oder ein Antidiskriminierungsgesetz, daß das lesbischwule Gemüter bewegt? Das wollen die Schwusos wissen, um wenig später zu erfragen: „Welche Partei hast du bei der letzten Wahl gewählt?“

Zwischendurch hat die unrepräsentative Umfrage aber auch Unterhaltsames zu bieten. „Wie beurteilst du die Schwusos?“ Hier kann zwischen „einflußreich“, „professionell“, „sympathisch“, „glaubwürdig“ und anderen Streicheleinheiten gewählt werden. „Überflüssig“ ist nicht dabei, bedauert Frank Münzinger vom schwulen Infoladen „Hein & Fiete“.

Ungehalten ist er auch darüber, daß die Schwusos abfragen, ob die finanzielle Förderung von Projekten wie „Hein & Fiete“, der Aidshilfe oder dem Magnus-Hirschfeld-Zentrum als „sehr wichtig, wichtig oder weniger wichtig“ beurteilt werden. „Was soll damit bezweckt werden?“ stutzt Münzinger. Die Schwusos, vermutet „Hein & Fiete“ mißtrauisch, wollen ihrer Partei eine Grundlage zum Sparen schaffen. Die diplomatischen Beziehungen zum Schwuso-Wortführer, dem SPD-Rechten Peter Maßmann, der seit April auch im SPD-Landesvorstand sitzt, sind ohnehin seit langem kühl. Noch in der aktuellen Ausgabe des Schwulenmagazins „Hinnerk“ verspricht er zwar den Kampf gegen den Rotstift, vergißt aber nicht die Notwendigkeit des „kleine-Brötchen-Backens“ hervorzuheben. Vernünftig, pragmatisch, gut – es gibt viele Gründe, die SPD zu wählen. Silke Mertins

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