■ Kommentar: Wasser bis zum Hals
Der Elbe steht das Wasser bis zum Hals, denn die Fahrrinnenvertiefung wird sich nun nicht mehr verhindern lassen. Das macht aber nichts, schwört die Wirtschaftsbehörde. Dafür können Liebhaber der Container-Riesen zu Wasser bald drei Stunden lang große Augen machen, wenn sich gigantonomische Schiffs-Kolosse ihren Weg durch die Fluten bahnen. Wer will bei diesem beeindruckenden Anblick, diesem Höhepunkt maritim-urbanen Lebens kleinlich vom Ableben der Biotope, Elbfische und anderen Getiers anfangen? Was hat Natur überhaupt in der Stadt zu suchen?
Sorge um die Arbeitsplätze muß man auch kaum haben. Es werden nämlich keine geschaffen. Ein großes Schiff und eine große Ladung kommen mit weniger Manpower aus als mittlere und kleine. Das fördert auch die großen Reedereien und reduziert die unübersichtliche Anzahl kleinerer Unternehmen.
Schuld ist außerdem sowieso nur die Konkurrenz, d.h. die Ausländer. Rotterdam, das ewige Symbol gemein-kapitalistischen Wettbewerbs, zwingt Hamburg dazu, die Höher-Tiefer-Größer-Spirale mitzumachen. Der lachende Dritte ist die Hafenwirtschaft, die sich über subventionierte Preise freut.
Ob aber Wirtschaftssenator Rittershaus noch lacht, wenn ihm bei Sturmflut das Wasser nicht mehr bis zum Hals, sondern bis Oberkante Unterlippe steht, darf mit Spannung erwartet werden. Zur Deichbegehung wird Ritters-haus dann sicher auch ein Taucheranzug mit Nadelstreifen sehr gut stehen. Und „Ede Schnack-Bär“ wegen des Schnorchels endlich einmal stumm zu erleben – davon träumen Senatskollegen, Mitarbeiter und Presse schon lange. Silke Mertins
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