In der Image-Talsohle

■ Mit Millionen soll das Bremen-Bild verschönert werden – doch die neue Werbe-GmbH läßt auf sich warten

Mit Millionenbeträgen soll das Image des Landes Bremen in den kommenden Jahren aufpoliert werden. Wo genau das Geld werbewirksam ausgegeben wird, soll eine neue GmbH entscheiden. In dem privaten Unternehmen wird voraussichtlich auch die „Bremen Werbung“ aufgehen, die bisher direkt dem Senat unterstand. Das Geld fürs neue Image ist bereits gesichert: Jährlich drei Millionen Mark will die Stadt es sich kosten lassen. Allein: Die GmbH selbst läßt auf sich warten.

„Jetzt muß das Ding nur noch gegründet werden“, verpackt Klaus Sondergeld, Pressesprecher des Senats, den Mangel in schöne Worte. Tatsächlich zieht sich die GmbH-Gründung schon über ein Jahr. Jetzt soll das Unternehmen „Ende diesen, Anfang nächsten Jahres“ konkrete Form bekommen.

So verbucht es Sondergeld als Zwischenerfolg, wenn im Senat jetzt wenigstens die Notwendigkeit einer langfristig finanzierten Imagekampagne eingesehen wurde. Vor zwei Wochen einigte man sich, daß das Geld aus dem ISP fließen soll. Das Investitions-Sonderprogramm dient üblicherweise zur Sanierung der zerrütteten Bremer Finanzen. Die Werbemillionen werden dort unter dem neuen Titel „Sanierungs-Marketing“ abgebucht. Eine Million Mark in diesem Jahr, zwei im nächsten, dann drei Millionen bis zum Ende des Sanierungsprogamms in acht Jahren. Die Bremer Wirtschaft soll weitere Millionen dazutun; es gebe entsprechende „Signale“, aber keine handfesten Zusagen.

Das bedeutet in der Tat ein Umsteuern in Imagefragen. Denn für die Selbstdarstellung der Stadt nach außen hatte der Senat, trotz sinkenden Ansehens, zuletzt immer weniger übrig. So standen der „Bremen Werbung“ statt zwei Millionen Mark jährlich in diesem Jahr nur noch 445.000 Mark zur Verfügung. Daß sich die Bremer eigentlich mal so richtig feiern lassen wollten, anläßlich des Stadtrechte-Jubiläums, merkt außerhalb der Landesgrenzen niemand. Außer für ein paar Litfaßsäulen in der Stadt hat's Geld nicht gelangt.

Genau das sei das Dilemma der Bremer, sagt Sondergeld. „Wir investieren im Moment viel Geld in die öffentliche Infrastruktur, damit Investoren das nutzen können“ – allein: „Die müssen erst mal ein positives Bild von Bremen haben.“ Derzeit aber bestimmen bekanntlich Schlagzeilen über Pleiten und Schiebereien das Bild. Und seit der letzten, zaghaften Anzeigenkampagne für die Stadt („Riskieren Sie mal einen Blick“) sind bereits zwei Jahre ins Land gegangen. Eine neue Kampagne, diesmal mit selbstbewußteren Tönen, hatte der Senatssprecher im Frühjahr angekündigt. Inzwischen ist schon wieder unklar, ob und wann die Sache steigt.

Offiziell werden die endlosen Verzögerungen damit begründet, daß es derzeit andere Prioritäten für den Senat gebe. Man befinde sich in einer „Image-Talsohle“, sagt Sondergeld. Die müsse erst mal durchwandert werden; erst dann soll wieder schön Wetter gemacht werden.

Das kann dauern. Bisher wagte man nicht einmal den ersten, kleinen Schritt für eine bessere Selbstdarstellung. Klarere Briefköpfe sollte es geben. Der Bremer Schlüssel sollte in – endlich – einheitlicher Form auf allen Dienstpapieren prangen. Die Vorlage der „Bremen Werbung“ liegt seit Dezember allen Ressorts vor. Die Briefköpfe sind noch die alten. tw