Barclays soll weltweit Bewag-Bewerber suchen

■ Barclays und Bankgesellschaft Berlin sollen Interessenten für den Verkauf von 25,8 Prozent der Bewag-Anteile suchen. Gute Chancen für ausländische Konzerne

Bei der Veräußerung von 25,8 Prozent der Bewag-Anteile wird die Bankgesellschaft Berlin die zweite Geige spielen. Statt, wie noch vor Wochen vorgesehen, auf eigene Faust Interessenten für einen Einstieg beim Berliner Energieunternehmen zu suchen, wurde ihr nun von der Finanzverwaltung die in London residierende Bank Barclays de Zoete Wedd (BZW) zur Seite gestellt. Das international renommierte Haus soll bei der Investorensuche die Führungsrolle übernehmen, die Bankgesellschaft Berlin vor allem die Bewerber über den Wirtschaftstandort Berlin beraten.

Pressemeldungen, wonach ursprünglich die Deutsche Bank als Partner vorgesehen war, dementierte der Sprecher der Finanzverwaltung, Frank Zimmermann, energisch: „Das ist absolut falsch.“ Bei einem erfolgreichen Vertragsabschluß winkt beiden Banken eine ordentliche Prämie. Sie soll unbestätigten Informationen zufolge zwischen 15 und 20 Millionen Mark liegen. Überwacht wird das Auswahlverfahren von einem Lenkungsausschuß, in dem neben Finanzsenatorin Annette Fugmann-Heesing (SPD) Vertreter der Bewag, der BZW und der Bankgesellschaft sitzen.

Mit der jetzigen Entscheidung hat die Finanzsenatorin den ersten Schritt zur Veräußerung des Energiejuwels getan. Mit dem geplanten Verkauf der 25,8 Prozent der Bewag-Anteile – einem Stimmanteil von 19,4 Prozent – sinken die Landesanteile auf 25 Prozent plus eine Aktie. Das Geschäft, das wegen der desolaten Finanzlage des Landes angeschoben wurde, soll bis Ende dieses Jahres abgeschlossen sein. Zimmermann versicherte, man wolle die Anteile „deutlich über dem Börsenwert“ verkaufen. Vorgestern lag der Kurs für das Aktienpaket bei 1,22 Milliarden Mark.

Mit der Wahl der BZW kann jetzt vor allem auf dem internationalen Markt nach geeigneten Bewerbern Ausschau gehalten werden. Erfahrungen auf dem Energiesektor hat die Internationale Investmentbank zuhauf: Sie berät das britische Industrieministerium beim Börseneinstieg von British Energy und privatisiert derzeit die Northern Ireland Electricity. Obwohl Fugmann-Heesing öffentlich erklärte, die Entscheidung für BZW bedeute keine Benachteiligung eines nationalen Bewerbers, dürfte der Kauf weiterer Anteile durch einige hiesige Interessenten kartellrechtlich schwierig sein.

So halten die Bayernwerk AG und die PreussenElektra AG derzeit jeweils 10 Prozent der Bewag- Aktien und 14 Prozent der Stimmrechte. Eine Aufstockung der PreussenElektra-Anteile war vor Monaten vom Bundeskartellamt aus Sorge um eine neue Monopolstellung im Großraum Berlin- Brandenburg mißbilligt worden. Der Energieriese mit Sitz in Hannover ist sowohl an der Märkischen Energieversorgung (Mevag) und der Oder Spree Energieversorgung mit 51 Prozent beteiligt. Severin Weiland