Verärgerung in Kairo über Israel

■ Arabischer Gipfel voller Sorge über Politik Netanjahus

Kairo (taz) – Beunruhigt reagierten arabische Diplomaten am Vortag des großen arabischen Gipfels am Wochenende in Kairo auf die ersten Atemzüge der neuen israelischen Regierung. Anlaß für die arabischen Sorgen gab die Antrittsrede des neuen israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu, in der er ein dreifaches Nein zur Rückgabe des Golan, zur Teilung Jerusalems und zu einem palästinensischen Staat verkündet hatte, und eine Erklärung aus dem Büro Netanjahus, laut der der bereits vereinbarte Rückzug aus der Westbank-Stadt Hebron zunächst verschoben wird.

„Netanjahus Rede war ärgerlich. Sie stellt eine Bedrohung für uns und den Friedensprozeß dar“, erklärte der ägyptische Außenminister Amru Musa gestern mittag unumwunden anläßlich eines arabischen Außenministertreffens zur Vorbereitung des Gipfels, der am Samstag morgen beginnen soll. Dennoch seien, so Musa, in der zu erwartenden Abschlußerklärung des Gipfels keine Drohungen oder Warnungen an Israel zu erwarten, sondern nur eine klare Aussage, daß es für einen Frieden zwei Partner braucht.

Auch Musas Berater Nabil Fahmi machte aus seiner Enttäuschung über Netanjahus Antrittsrede keinen Hehl. „Wir hätten uns eine Bestätigung dessen gewünscht, was bereits vereinbart worden war“, sagte er gegenüber der taz. Arabische Diplomaten in Kairo interpretieren die Forderung Netanjahus, „ohne Vorbedingungen“ mit den arabischen Staaten verhandeln zu wollen, als eine mögliche Aufgabe des bereits als Verhandlungsbasis vereinbarten „Land für Frieden“-Prinzips der Madrider Friedenskonferenz von 1991. Nach letzten Angaben sollen 14 der 21 eingeladenen Staatsoberhäupter zum Gipfel erscheinen. Karim El-Gawhary