: „Hoffentlich kommt das nicht in den Futterkreislauf“
■ Michael Kleiber, Allgäuer Metzger, der nur Wild von ihm bekannten Jägern verkauft, über den Wildhandel
taz: Herr Kleiber, in ihren neun Filialen läuft ja auch das Geschäft mit Wildfleisch ganz gut. Beziehen Sie Wild auch aus osteuropäischen Ländern?
Michael Kleiber: Das haben wir vor mehr als 15 Jahren mal getan. Aber diese Einkäufe habe ich sehr schnell wieder gestoppt. Heute könnte ich mir das schon gar nicht mehr erlauben. Ich kaufe nicht einmal über den Wildhandel, sondern nur noch von Jägern, die ich persönlich kenne. Das ist mir wichtig, denn das hat einerseits etwas mit Tierschutz zu tun, andererseits aber auch mit der Qualität.
Sind Sie denn da überhaupt konkurrenzfähig?
Wir sind sowieso im Hochpreisbereich angesiedelt. Unsere Kunden wissen, daß sie für eine hervorragende und kontrollierte Qualität nun mal einen etwas höheren Preis bezahlen müssen. Freilich wird auch heute noch sehr viel Fleisch verkauft, das deutlich unter dem normalen Preis liegt, gerade in der Gastronomie. Die müssen teilweise auf Billigangebote zurückgreifen, und diese Angebote wiederum kommen nun einmal sehr oft aus Osteuropa.
Konkret zur Frage Wildschweinfleisch oder Hirschfleisch. Sie kennen die Vorwürfe, die gegen einige Wildhändler erhoben werden. Ist es denn gar so schwer, Wildschweinfleisch von Hirschfleisch zu unterscheiden?
Also, ich muß ehrlich sagen, wenn das bereits zerlegt ist, und dann vielleicht auch noch tiefgekühlt, ist das auch für einen Fachmann nicht ganz leicht auseinanderzuhalten. Ich habe sehr viel mit Wild hantiert und ich kann natürlich Wildschweinfleisch und Hirschfleisch sehr wohl voneinander unterscheiden, wenn noch Fett dran ist oder gar die Knochen noch da sind. Sehr häufig werden jedoch sogenannte Edelteile ohne Haut und Knochen angeboten. Ein zerlegtes Tier zu erkennen ist weit problematischer. Da würde ich nicht schwören, daß ich's hundertprozentig auseinanderkenne.
Was passiert, wenn tatsächlich verseuchtes Wildschweinfleisch in den Handel kommt oder gekommen sein sollte?
Zum Glück besteht keine gesundheitliche Gefahr für den Menschen. Aber die Gefahr liegt darin, daß hier eben Wildschweinreste zum Beispiel aus Restaurants entsorgt werden und unter Umständen auf irgendwelchen Wegen in den Futterkreislauf für hiesige Schweine eingeschleust werden. Dann hätten wir hier bei uns wieder die Schweinepest, die uns ja bekanntlich schon so schwer zu schaffen gemacht hat. Und bedenken Sie den riesigen gesamtwirtschaftlichen Schaden, der dadurch entstehen würde. Interview: Klaus Wittmann
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