Nazigegner im Kessel

■ Polizeieinsatz bei Demo gegen „Sonnenwendfeier“ von 200 Neonazis

Hannover (taz) – In Hetendorf bei Celle haben am Donnerstag abend 300 NazigegnerInnen gegen eine „Sonnenwendfeier“ demonstriert, die etwa 200 vorwiegend jüngere Rechtsradikale im Neonazi-Schulungszentrum „Hetendorf Nr.13“ zelebrierten. Mit Pauken, Posaunen und Trillerpfeifen protestierten zunächst 150 NazigegnerInnen lautstark gegen das neuheidnische Spektakel mit großem Sonnenwendfeuer und Nazisymbolen, das den obskuren Höhepunkt der von allerlei germanisch- rassistischen Gruppen organisierten „6. Hetendorfer Tagungswoche“ bildete.

Eine zweite Demonstration von weiteren 150 AntifaschistInnen kesselte die Polizei in der Nacht zu Freitag sofort ein. Angeblich um Verstöße gegen das Vermummungsverbot ahnden zu können, wurden die AntifaschistInnen etwa drei Stunden lang in der Nähe des Nazizentrums von der Polizei festgehalten. 56 NazigegnerInnen wurden in Polizeigewahrsam genommen, von weiteren 86 die Personalien festgestellt. Bei der Kontrolle anreisender Neonazis hatten die Beamten Schlagstöcke, Tischbeine mit Schrauben sowie ein Beil sichergestellt. Bei einigen DemonstrantInnen fanden sich Schreckschußwaffen und Schlagstöcke.

Im Zuge der Nazi-Tagungswoche sind inzwischen mehrfach Anwohner von Neonazis angegriffen worden: Einen Bauern beschossen die rechtsradikalen Schläger mit Leuchtkugeln und schlugen ihm die Scheiben seines Treckers ein. Zuvor hatten sie auf seine Lebensgefährtin mit einer Eisenstange eingeschlagen. Einen Motorradfahrer, der sich in die Auffahrt des Nazizentrums verirrt hatte, schlug ein Bewachungstrupp mit Knüppeln und Eisenstangen krankenhausreif. Auch ein Kamerateam der ARD wurde mit einer Leuchtkugel beschossen.

Auf einer von den örtlichen Bündnisgrünen organisierten Kundgebung verlangte die grüne Landtagsabgeordnete Andrea Hoops, dem Trägerverein des Nazi-Schulungszentrums, dem Hamburger „Heideheim e.V.“, endlich den Status der Gemeinnützigkeit zu entziehen. Steuergeschenke für Ausländerhasser und Auschwitz- Leugner dürfe es nicht weiter geben. Jürgen Voges