Der Kuckuck aus der Uhr klebt bald auf der Kultur

■ Kulturetat 1997 spart wieder ohne Schließung / Löwenanteil für Theater, Filmförderung und HÖB

Insgesamt 6,6 Millionen Mark muß nächstes Jahr aus dem Kulturhaushalt gestrichen werden, damit der Etat von 376,3 Mio Mark eingehalten werden kann. Diese Zahlen stellte die Kultursenatorin Christina Weiss gestern der Öffentlichkeit vor. Damit es auch dieses Jahr wieder keine einzelne Institution mit Schließung trifft, wird erneut der Schnitter die Sense über viele Köpfe ziehen. Allerdings wird nicht überall gleich gespart. Einzelne Bereiche müssen die Hauptlast bringen, wogegen punktuell sogar die Zuwendung erhöht wird.

Gespart werden muß bei den Sach- und Fachausgaben 3,4 Mio. Mark, bei Personalausgaben 900.000 Mark und erstmals auch im Investitionshaushalt 2,3 Mio. Mark. Das bedeutet im einzelnen: 3,5 Stellen in der Kulturbehörde und 9,5 Stellen im Museumsbereich werden gestrichen, um den Sektor Personalkürzungen zu befriedigen. Die Amputationen am Investitionshaushalt werden bei den Projektmitteln durchgeführt, was bedeutet, daß der Ankaufetat der staatlichen Museen um 700.000 Mark, die Mittel für Kunst im öffentlichen Raum um 200.000 gesenkt werden. Außerdem werden die Mittel für technische Erneuerungen in den Theatern ungefähr halbiert.

Die eh krisengeschüttelte Filmförderung muß nach dem unrühmlichen Abgang ihres Geschäftsführers seinen Nachfolger für einen deutlich verminderten Etat suchen. Wirtschafts- und Kulturbehörde senken den Ansatz gemeinsam um 1,8 Mio. Mark, erhöhen ihn 1998 aber wieder um 1 Mio. Mark. Nur noch 14 Mio. Mark stehen der Filmförderung damit nächstes Jahr zur Verfügung.

Einsparungen bei den Sach- und Fachausgaben betreffen – wie schon seit längerem bekannt – mit 2 Mio. Mark die Bücherhallen. 1 Mio. Mark entfallen auf den Theatersektor: 400.000 Mark werden bei den Privattheatern durch Wegfall der Lohnsteigerungen und der Inflationsausgleiche gespart, 600.000 Mark müssen die drei Staatstheater noch zusätzlich zu den 2,7 Mio. Mark aus dem letzten Konsolidierungsprogramm erbringen (Oper: ca. 300.000, Schauspielhaus: ca. 180.000, Thalia: ca. 120.000 Mark). Weitere 400.000 Mark werden über die anderen Subventionsempfänger verteilt, wobei manche, die zuletzt besonderen Verzicht üben mußten (etwa die Hamburger Symphoniker), sogar leichte Steigerungen erhalten.

Erhöht werden die Etats der staatlichen Museen um 1,2 Mio. Mark, wobei dies hauptsächlich dem Umstand geschuldet ist, daß nächstes Jahr zwei neue Museen in Hamburg eröffnen werden: das Museum der Arbeit und die Kunstinsel (deren Baukosten nochmal um 2,5 Mio. Mark gesenkt werden konnten). Allerdings werden für diese Museen keine neuen Stellen geschaffen.

Die Gelder für die Renovierung der Schausammlung des Völkerkundemuseums in Höhe von 3,3 Mio. Mark werden in der mittelfristigen Finanzplanung nicht angetastet. Der dritte Bauabschnitt des Helms-Museums wird auf das Jahr 2000 verschoben.

Ebenfalls werden Gelder für die Fassadenrenovierung der Oper und des Thalia erst um das Jahr 2000 eingestellt. Da die Renovierung der Thalia-Fassade vorher geschehen muß, hat die dortige Geschäftsführung die Arbeiten mit einem Kredit vorfinanziert, dessen Zinsen Sponsoren und Mäzene zahlen.

Für die Zukunft verspricht die Senatorin, „werden wohl schmerzliche strukturelle Veränderungenunvermeidlich sein“. Das bedeutet im Klartext: Theater- oder Museumsschließungen werden zu den tiefen Einschnitten ins kulturelle Angebot, die der jetzige Haushalt schon bedeuten wird, noch hinzukommen.

Till Briegleb