„Auf dem rechten Auge blind“

■ Lübecker Brandanschlag: Weitere Kritik an Staatsanwaltschaft

Die deutsch-französische Journalistin Beate Klarsfeld hat der Lübecker Staatsanwaltschaft einseitige Ermittlungen bei der Aufklärung des Brandanschlages vom 19. Januar dieses Jahres vorgeworfen, bei dem zehn MigrantInnen ums Leben kamen. „Die Lübecker Staatsanwaltschaft ist auf dem rechten Auge blind“, sagte Klarsfeld, Mitglied einer unabhängigen internationalen Untersuchungskommission zur Aufklärung der Mordbrennerei, gestern in Lübeck.

Die Kommission wirft Staatsanwalt Klaus Dieter Schultz vor, nur gegen den Libanesen Safwan Eid ermittelt, andere Spuren aber nicht verfolgt zu haben. „Auch wenn das Verfahren eingestellt werden sollte, werden wir weiter nach den Schuldigen suchen. Und das sind für uns Rechtsradikale aus Grevesmühlen“, ist sich Beate Klarsfeld sicher. Zurückhaltender äußert sich der niederländische Anwalt Hans Langenberg, ebenfalls Mitglied der Kommission: „Dieses Verfahren ist nicht so gelaufen, wie es in einem Rechtstaat laufen soll“.

Langenberg kritisiert, daß die Ermittlungen gegen drei Männer aus Grevesmühlen, die kurz nach dem Brand festgenommen worden waren, trotz zahlreicher Ungereimtheiten eingestellt worden seien. In deren Aussagen habe es erhebliche Widersprüche gegeben, zudem seien an ihren Augenbrauen deutliche Brandspuren gefunden worden.

Die neunköpfige internationale Kommission, die sich im April konstituierte, hatte sich in der Hansestadt getroffen, um mit Hilfe der Hamburger Verteidigerin von Safwan Eid, Gabriele Heinicke, Beweise für die Unschuld Eids zusammenzutragen. Ob die klare Wertung der Kommission auch den zuständigen Haftrichter beeindrucken kann, wird sich am Donnerstag zeigen. Dann wird ein Haftprüfungstermin darüber entscheiden, ob der beschuldigte Libanese weiterhin in Untersuchungshaft bleibt.

Marco Carini