Nachgefragt
: „Die Welt ist voller Zeichen“

■ Mateng Pollkläsener über sein „enormes Papstgefühl“

Die BremerInnen werden sich am Sonntag gewundert haben: Kaum ein Sender, der nicht vom Besuch des Papstes in Berlin berichtet hat – und gleichzeitig rollte in der Neustadt das Papamobil samt Pontifex Maximus in Richtung Osterdeich. Des Rätsels Lösung: Der ominöse Papstbesuch in Bremen war eine Aktion von Mateng Pollkläsener, bekannt vom „Theatre du Pain“, und einer ganzen Reihe von FreundInnen. Wir sprachen mit dem Sonntagspapst.

taz: Heiliger Vater, wie haben Sie sich am Sonntag in Bremen gefühlt? Haben Sie eine gewisse Erhabenheit in sich gespürt, als Sie durch die Stadt fuhren?

Mateng Pollkläsener: Ich habe mich ja gut darauf vorbereitet. Ich bin am Samstag in Paderborn schließlich beim Original gewesen. Und ich war ja schon ergriffen.

Wovon? Daß er immer mehr wie Breschnew aussieht?

Nee, von der ganzen Umgebung, von den Menschen, wie glücklich sie waren. Ich beschreibe das mal so: eine katholische Love-Parade.

Haben Sie denn was in Paderborn gelernt?

Habe ich. Eine Würde, denn in dem Augenblick, als ich den Umhang angezogen hatte und die Mütze auf, da kriegte ich ein enormes Papstgefühl. Und als ich das Flugzeug verließ und merkte: Das ist jetzt meine Stadt, meine Zeit, mein Platz, da muß ich hin – da war ich Papst. Und wo ich absolut Papst war, und gedacht habe, ich habe das ganze Wesen dieses Mannes, das war an der Weser. Als ich kurz vor dem Wasser war, und als das Wasser meine Füße berührte, da habe ich mir gedacht: Jetzt gehst Du da rüber. Das war eine Stimme in mir, die das sagte. Und ich sah mich über die Weser gehend.

Das hat ja dann leider doch nicht geklappt. Hat es denn wenigstens in der Vorbereitung geklappt? Das hat man ja häufiger, daß es dann dummerweise nicht hinhaut, wenn es drauf ankommt.

Ich hatte es am Mahndorfer See geprobt. Es war in aller Herrgottsfrühe: ein schneller Gang in das Wasser – und ein schneller Gang aus dem Wasser.

Dann doch in das Wasser.

Ja, leider. Es war schnell klar, daß der ganze Leib des Papstes doch schwerer war als gedacht. Die Wassermassen konnten das nicht tragen.

Wenn der Salzgehalt der Weser noch so hoch wie früher gewesen wäre, dann hätte es vielleicht geklappt.

Dann wäre zumindest eine Hoffnung da gewesen.

Und so sind Sie ziemlich naß geworden. Hatten Sie eigentlich einen Neopren-Anzug drunter?

Nein, keinen Neopren-Anzug.

Oder vielleicht einen „Schwimmkerl“?

Ich hatte einen Rettungsschlauch, den man trägt, wenn man segelt. Da war eine kleine Patrone drin, die hätte ich ziehen können, wenn ich plötzlich Not empfunden hätte. Dann bin ich ins Wasser – und dieses Gerät hat sich automatisch aufgeblasen. Da bin ich obenrum unheimlich dick geworden. Das war auch ein Zeichen von Oben. Ich war nicht alleine im Wasser, obwohl ich mich ganz alleine gefühlt habe, als ich ins Wasser ging. Ich war nur noch mit mir und dem Papst und mir als Papst und dem Wasser und obendrüber jemandem im Universum, der sagt: Geh da jetzt drüber, ich laß dich nicht absaufen.

Aha, Sie hörten Stimmen?

Ja. Und ich brauchte die Partone nicht zu ziehen!

Glauben Sie, daß Sie mit der Aktion der Stadt ein wenig Trost gespendet haben?

Ich habe zumindest ein Zeichen gesetzt, daß es weitergehen muß. Wie ich aus den Fluten heraus gerettet worden bin, so wird die Stadt auch wieder besseren Zeiten entgegengehen. Die Polizei hat das zum Beispiel begriffen. Als der Konvoi durch die Neustadt gefahren ist, da sind wir angehalten worden, und die Polizei hat die Papiere überprüft. Aber dann haben sie gesagt: Machen Sie weiter! Das ist auch wieder so ein Zeichen. Die Welt ist voller Zeichen.

Heiliger Vater, vielen Dank für das Gespräch und Gottes Segen auf allen Wegen.

Ebenso.

Fragen: Jochen Grabler