: Nur die Techniker in Harburg dürfen prassen
■ Senator Hajens Sparhaushalt: Stellen- und Studienplatzabbau für die Hochschulen
„Die, die den Grips dazu haben, sollen auch künftig studieren können“, tönte Wissenschaftssenator Leonhard Hajen, als er gestern seinen neuen Spar-Etat-Entwurf vorstellte. Gleichzeitig kündigte er – wegen sinkender AbiturientInnenzahlen – einen Abbau von 1500 Studienplätzen an. Die studierwilligen Hamburger könnten aber mit 11.000 Plätzen immer noch versorgt werden.
Welche klugen Köpfe Hajen besonders fördern will, zeigte sich bei der Prioritätensetzung im 1,3-Milliarden-Mark-Haushalt (Steigerung gegenüber dem Vorjahr 1,2 Prozent): Einzig die Technische Universität (TU) Harburg wird als „bedeutender Wirtschafts- und Innovationsfaktor der Region“ mit 15 Millionen Mark ausgebaut und damit wie bisher gehätschelt. Dafür wird die Uni von allen Hochschulen am meisten geschrumpft: Wie im Vorjahr sollen Stellen im Wert von 10,7 Millionen Mark eingespart werden. Weil dies nicht realisierbar ist, wird teilweise zwischenfinanziert.
Den insgesamt 14,2 Millionen Mark, die die Hochschulen 1997 beim Personal einsparen sollen, konnte Wissenschaftssenator Hajen immer noch etwas Positives abgewinnen: „Alle Hochschulen müssen sich auf ihre Stärken konzentrieren.“ Dort, wo es Überschneidungen mit anderen Hamburger oder norddeutschen Hochschulen gebe, müsse geprüft werden, ob Studiengänge reduziert, gestrichen oder zusammengelegt werden können, wie das bei der Architektenausbildung an der Hochschule für bildende Künste, der TU Harburg und der Fachhochschule (FH) diskutiert wird. Weil die Hochschulen aber nur 4,7 Millionen Mark einsparen können, ohne daß sich strukturelle Schäden ergeben, wird auch 1997 wieder zwischenfinanziert werden müssen, unter anderem durch Grundstücksverkauf.
Die Einsparungen bei den Sachleistungen von 7,4 Millionen Mark tat Hajen damit ab, daß sich an der Pro-Kopf-Ausgabe nichts ändere, weil die Zahl der Studienanfänger zurückgehe. Die Version der Universität ist eine andere: Diese Kürzung gehe zu Lasten der Bibliotheksausstattung, der Lehrmittel und nicht zuletzt des Tutoren-Programms, erklärt Uni-Präsident Jürgen Lüthje. Hier sei aber eine bessere Ausstattung gerade für die Kompensation der Stellenstreichungen dringend notwendig. Die proportionale Einbeziehung der Nachwuchsstellen in das Streichkonzert führe letztlich dazu, daß Hamburg bei Neuberufungen nicht konkurrenzfähig sei.
Unbedingt korrekturbedürftig nannte Lüthje die Tatsache, daß der Haushalt der Uni im Vergleich zu den meisten anderen Hamburger Verwaltungsbehörden beim Stellenfreihaltungszwang erneut überproportional belastet werde. Die daraus resultierenden 200 unbesetzten Stellen werden aber bei der Berechnung der Studienanfängerzahlen nicht berücksichtigt, so daß sich die Lehr- und Studiensituation weiter verschlechtere. Lüthjes Fazit: „Mit den neuen Sparauflagen ist die Universität an die äußerste Grenze des noch vernünftig Gestaltbaren gelangt, jede Innovationsmöglichkeit ist verbaut.“ Patricia Faller
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