Vielleicht ein Kind?

■ Ab heute im Packhaus-Theater: „Liebe, Sex und Therapie“ / Boulevard-Komödie hilft über das Sommerloch

Irgendwann kommt sie ganz unweigerlich, die Gretchenfrage jeder Beziehung: Kind oder nicht? Doch was nach der Entscheidung zwischen hellblauer oder rosafarbener Babywäsche aussieht, könnte auch wesentlich dramatischer enden. Denn bevor die neun Monatsbäuche durch die Wohngemeinschaft getragen werden,birgt die Kinderfrage genügend Sprengstoff in sich, um die Beziehung selbst aus den Angeln zuheben.

So auch bei Chris und Ulli, die seit vier Jahren mehr oder weniger glücklich zusammen leben. Sie mimt die Powerfrau, verdient das Geld und macht Karriere als Personalmanagerin. Er dissertiert seit Urzeiten über ein unbedeutendes Thema, fühlt sich im tiefsten Herzen aber zum Krimiautor berufen. Und wo liegt das Problem, möchte man fragen? Zwischen den Laken. Denn wie aus dem Leben gegriffen, läuft auch bei Chris und Ulli nichts mehr, wenn es dunkel wird. Abhilfe soll da die Psycho-Sexual-Therapeutin Vera schaffen, deren Männerhaß aber die eheähnliche Lebensgemeinschaft in ihren Grundfesten erschüttert.

Das ist der Stoff, aus dem die Beziehungskrisen sind und aus dem logischerweise der Brite Tony Dunham seine Stücke schnitzt. So auch „Liebe, Sex und Therapie“, das heute im Packhaus-Theater Premiere haben wird. Dunhams undurchdringlichem Blick und dem schwarzen Humor des komödiantisch vorbelasteten Inselbewohners entgeht nichts, was in den Spalten deutscher Kontaktanzeigen zwischen den Zeilen zu lesen wäre. Das Resultat dieser German studies: knäckebrottrockene Kommentare, die im Saal zu Sturzfluten von Lachtränen führen.

Für eine besonders schöne Variante nimmt man sich im Packhaus-Theater ab morgen Zeit. Viel Zeit sogar, denn „Liebe, Sex und Therapie“ ist hier als Fortsetzung des letztjährigen Sommertheater-Erfolgs geplant und steht bis Ende August auf dem Programm. Tony Dunhams „Traumfrau verzweifelt gesucht“ hatte atemberaubende 10.000 Zuschauer angelockt, ein beachtliche Zahl in der ansonsten tristen Bremer Sommertheaterszene. Im Packhaus setzte man deshalb auf den bewährten Erfolgskurs und besetzt damit zugleich eine Lücke in der Theaterlandschaft. Denn auch in Deutschland entdeckt man in der Bugwelle von John Cleese den schlagkräftigen Humor der Briten. Vorzugsweise aus der Feder von Tony Dunham und am liebsten noch gleich ins Deutsche übersetzt, damit dem Vergnügen keine Sprachbarrieren mehr entgegenstehen. Dafür sorgt Jan Bergrath, der seit zehn Jahren in Deutschland mit Dunham zusammen arbeitet und als Produzent dem Humor der „Confederacy of Fools“ die Steigbügel gehalten hat. Mit 200 gespielten Vorstellungen im Jahr haben die beiden eine erstaunliche Erfolgsgeschichte in der ansonsten konjunkturschwachen freien deutschen Theaterszene hingelegt. rau

Premiere 27.6., 20.30 Uhr, Packhaus-Theater im Schnoor