■ Der Anschlag in Saudi-Arabien und der Frieden in Nahost
: Viele schlechte Zeichen

Mit der vielgerühmten saudischen Stabilität ist es spätestens seit Dienstag nacht endgültig vorbei. Saudi-Arabien galt wettermäßig immer als schwierig, ansonsten aber als ruhiger und sicherer Posten für die amerikanischen GIs im Nahen Osten – das ist fortan Geschichte. Für das saudische Regime gibt es jetzt einen Grund mehr, besorgt in die Zukunft zu blicken. König Fahd ist schwerkrank, und um seine Nachfolge wird erbittert gekämpft. Wirtschaftlich sind die Zeiten von Milch und Honig vorbei. Und nun formiert sich auch noch eine gut ausgebildete militante Opposition gegen die Anwesenheit des amerikanischen Militärs.

Mehr noch: Die Auswirkungen des Anschlags auf einen US-Stützpunkt könnten weit über das Königreich hinausreichen. Saudi-Arabien ist ein kleines, aber wichtiges Rädchen im Geflecht der fragilen nahöstlichen Stabilität. Wenn da über 20 amerikanische Soldaten in die Luft gesprengt werden, könnte das in den USA eine antiarabische Stimmung auslösen, und das nicht nur, weil dort Wahlkampf ist. Wenn die Särge mit den toten Soldaten in den USA eintreffen, werden dort Erinnerungen wach an 1983, als in Washington 241 Leichen des in die Luft gesprengten US- Hauptquartieres von Beirut in Empfang genommen werden mußten. Würde jetzt die Stimmung ähnlich kippen wie damals, wäre das für den Fortgang des Nahost-Friedensprozesses fatal.

Der israelische Ministerpräsident Netanjahu, der bis jetzt noch nicht gezeigt hat, daß er kein Hardliner ist, wird aus diesen Anschlägen den größten Nutzen ziehen. Er wird sich in seiner unnachgiebigen Haltung gegenüber den Palästinensern, den Arabern insgesamt, bestätigt fühlen. Dabei ist gerade diese Haltung einer der Gründe für die wieder größer werdende Instabilität in der gesamten Region.

Die Zahl der Anschläge auf israelische Soldaten im besetzten Westjordanland nimmt zu. Über dem Südlibanon braut sich eine neue israelische Militäroperation zusammen. In Kairo stürmt der ägyptische Präsident Hosni Mubarak verärgert aus einer Sitzung mit US-Außenminister Warren Christopher. Und in Saudi-Arabien fliegen US-Stützpunkte in die Luft. Alles keine guten Zeichen. Der Nahe Osten scheint einer Lösung seiner Probleme ferner denn je. Karim El-Gawhary, Kairo