Der Reichtum der Ölmonarchie hat seine Grenzen

■ Wachsende Armut destabilisiert Saudi-Arabien. Nur das Königshaus praßt weiter

Jeder fünfte saudische Jugendliche ist arbeitslos. Gemeint sind damit nicht irgendwelche Prinzen, die nicht wissen, was Arbeit eigentlich ist, sondern Angehörige der Mittelschicht, die gerne arbeiten würden, weil ihnen sonst das zum Leben nötige Kapital fehlt. Eine zunehmende Zahl der Bewohner Saudi-Arabiens merkt, daß der Reichtum der Ölmonarchie begrenzt ist. Schuld daran sind jedoch nicht etwa langsam leergepumpte Ölblasen, sondern ein gesunkener Ölpreis und ein sich dessen ungeachtet beständig bereicherndes Königshaus.

Von 1981 bis heute sank das Pro-Kopf-Einkommen in dem Land um zwei Drittel. Ursache: der gesunkene Marktwert des Öls und die rasant wachsende Bevölkerung. Zwar ist das Königreich immer noch der Welt größter Erdölexporteur, jedoch wird das Barrel Öl (159 Liter) derzeit nur noch mit 18 US-Dollar gehandelt. 1990 hatte die irakische Invasion in Kuwait den Preis noch auf 38 Dollar hochgetrieben.

Der Verkauf des Rohstoffs macht 75 Prozent des saudischen Staatseinkommens aus. Derzeit reicht der Ertrag jedoch nur noch, um die Schuldenzinsen des Königreichs zu decken. Der Golfkrieg kostete die Staatskasse rund 62 Milliarden US-Dollar und ließ die Auslandsschulden auf geschätzte 120 Milliarden US-Dollar steigen.

Trotzdem schafften sich die Herrscher auch anschließend jede Menge Luxusgüter und ein modernstes Waffenarsenal an. Oppositionelle in London sind der Ansicht, Angehörige der Königsfamilie kassierten bei Waffenkäufen im Ausland 25 bis 30 Prozent „Kommission“. Manche Geschäfte würden auch nur vorgetäuscht, um Geld auf Nummernkonten in die Schweiz zu transferieren.

Die saudische Bevölkerung hat von all diesen Geschäften nichts. Ausländische Handelspartner befürchten schon länger, daß Geldmangel unter der Beölkerung zur ernsten Gefahr für die Stabilität Saudi-Arabiens werden könnte. Thomas Dreger