Die US-Truppen kamen mit dem Golfkrieg

■ König Fahd wehrte sich lange gegen die Stationierung von „Ungläubigen“

„Nichts Genaues weiß man nicht“, so lautet das Motto, wenn es um die US-amerikanische Militärpräsenz in Saudi-Arabien geht. Die genaue Zahl der US-Soldaten, die im saudischen Wüstensand ihren Dienst tun, steht unter Verschluß im Pentagon. Fachleute schätzen jedoch, daß in der gesamten Golfregion 10.000 bis 20.000 US-Militärs stationiert sind. Allein auf dem Luftwaffenstützpunkt Abdul Asis sollen es 3.100 sein.

Sicher dagegen ist, daß die ersten US-Truppen offiziell kurz nach dem Einmarsch Saddam Husseins in Kuwait nach Saudi- Arabien kamen. Zuvor hatte das Regime dem US-Militär allerdings erlaubt, die Infrastruktur in Dhahran für seine Schnelle Eingreiftruppe auszubauen.

Die ausländische Truppenstationierung gehört zu den sensibelsten Punkten saudischer Politik und auch bei der illegal operierenden islamistischen Opposition steht das Thema an der Spitze der Tagesordnung. Die konservative saudische Monarchie sieht sich traditionell als der Bewacher der heiligen islamischen Stätten Mekka und Medina. Daher hatte sie sich stets geweigert, „ungläubige Truppen“ ins Land zu lassen. Jahrelang war es ein ungeschriebenes Gesetz, daß die Erlaubnis zur Stationierung von ausländischen Truppen die Glaubwürdigkeit des Königshauses bedrohen würde. Zugleich wußte das Regime jedoch, daß es trotz massiver Waffenkäufe die Sicherheit im Land nicht allein garantieren konnte.

Seit der in den achtziger Jahren formulierten Carter-Doktrin kam es zu einem Interessenkonflikt zwischen den USA und Saudi-Arabien. Denn die nach dem früheren US-Präsidenten benannte Doktrin sprach erstmals seit dem Vietnamkrieg von der Notwendigkeit, US- Soldaten im Nahen Osten zur Sicherung der Ölinteressen einzusetzen. Fortan suchte Washington verzweifelt nach Möglichkeiten, um ihre damals zu diesem Zweck entwickelte Schnelle Eingreiftruppe am Golf stationieren zu können. Doch alle Verhandlungen führten nicht weiter.

Bis zum Einmarsch der irakischen Truppen in Kuwait 1990. Unter massivem Druck des damaligen US-Präsidenten George Bush stimmte der saudische König Fahd schließlich der Stationierung von US-Truppen zu. Das Pentagon erweckte damals beim König den Eindruck, als wollen irakischen Truppen in den nächsten Stunden auch über das Königreich herfallen. Am Ende stimmte Fahd nur unter der Voraussetzung zu, daß sich auch andere arabische und islamische Staaten an der Anti-Irak- Koalition beteiligen. In den ersten hektischen Tagen der Golfkrise versprach der damalige US-Verteidigungsminister, Richard Cheney, die US-Truppen nur so lange wie nötig im Land zu lassen. Washington wolle keine festen Stützpunkte.

Seitdem haben sich die USA endgültig als regionale Militärmacht im Nahen Osten etabliert. In Ägypten halten US-Truppen regelmäßige Manöver ab. Jordanien gab erst kürzlich die Zustimmung zur Stationierung von US-Militärflugzeugen. In Kuwait sind die Truppen seit dem Golfkrieg geblieben. In den Vereinigten Arabischen Emiraten, Oman und Qatar haben US-Truppen Material gelagert und die Infrastruktur „für den Notfall“ ausgebaut. In Bahrain befindet sich das regionale Hauptquartier der US-Navy. Im Norden wacht der Nato-Partner Türkei über die nahöstliche Sicherheit und im Mittelmeer wartet die 7. US-Flotte darauf, im Ernstfall in Richtung Golf verschifft zu werden. Karim El-Gawhary, Kairo