Nationalität ja, Integration irgendwie ja auch

■ CDU kritisiert die Arbeit von Begegnungsstätten, um Mittel umwidmen zu können

Eine stärkere finanzielle Förderung von Nationalitätenvereinen wünscht sich die CDU-Fraktion der Hamburger Bürgerschaft. Und weil ihr ausländerpolitischer Sprecher Wolfgang Kramer weiß, daß zusätzliche Mittel nicht zu haben sind, möchte er das Geld bei anderen Einrichtungen abzweigen. Und zwecks Begründung kritisiert er deren Arbeit: In den zehn „Deutsch-Ausländischen Begegnungsstätten“ der Hansestadt komme eine solche Begegnung sowieso nicht zustande, das Beratungsangebot deckten andere Einrichtungen gut genug ab.

Der Integration nützlicher seien hingegen die rund 30 Nationalitätenvereine Hamburgs; deren überwiegend ehrenamtliches Engagement gelte es mit staatlichen Mitteln mehr zu unterstützen und „Integration auf der Basis der Identität“ zu fördern. Während den Vereinen 650.000 öffentliche Mark zufließen, rechnet Kramer vor, erhalten die Begegnungsstätten im laufenden Jahr rund viereinhalb Millionen Mark – den größten Anteil trägt die Behörde für Arbeit, Gesundheit und Soziales (BAGS).

Nicht nur die finanzielle Ausstattung von Vereinen und Begegnungs-stätten jedoch ist unterschiedlich, ihre Aufgaben und ihr Arbeitsaufwand sind es ebenfalls. Vinko Cujic von der Kroatischen Kulturgemeinschaft sieht das Ziel seines Vereins vorwiegend darin, Kinder sinnvoll zu beschäftigen. „Am besten geht das mit Sport“. Die Kulturgemeinschaft verfüge über sieben Fußballmannschaften, nicht aber über einen festen Mitarbeiter, der den notwendigen Papierkram erledigt, klagt Cujic. Bei den Begegnungsstätten hingegen machen Jugendarbeit, Hausaufgabenbetreuung und Ferienfreizeiten nur einen kleinen Teil des Angebots aus.

Darüber hinaus bieten die zehn Einrichtungen mehrsprachige Sozialberatung in Einzelgesprächen und Gruppen, Kurse in zahlreichen verschiedenen Sprachen und kulturelle Veranstaltungen an. In einigen Begegnungsstätten werden interessierten Gruppen – und Vereinen – die Räume für Treffen, Kurse und Veranstaltungen kostenlos überlassen. Im vergangenen Jahr nutzten rund 30.000 Menschen die Einzelberatung der zehn Häuser, darunter fünf Prozent Deutsche.

Über die andere, weit umfangreichere Nutzung werden keine Statistiken geführt. Doch allein die Einzelberatung wurde somit von mehr als zehn Prozent aller in Hamburg lebenden Nichtdeutschen in Anspruch genommen. Die Einrichtungen selbst erkennen sich dabei nicht vorrangig als deutsch-ausländische, sondern als interkulturelle Begegnungsstätten und entsprechen damit nicht unbedingt der Gründungsidee von vor 15 Jahren, wohl aber der Realität. Denn installiert wurden die Häuser allesamt in Stadtteilen mit einem besonders hohen Anteil an ausländischer Wohnbevölkerung.

Die BAGS ist von einer Notwendigkeit von Begegnungsstätten und Nationalitätenvereinen gleichermaßen überzeugt, sieht jedoch keine Veranlassung, Mittel umzuschichten. Kramer hingegen schlägt vor, bei den Begegnungsstätten in St. Georg und St. Pauli je eine von je dreieinhalb festen Stellen zugunsten der Vereine zu streichen. Beide nehmen mit einem Ausländeranteil von 55 und 40 Prozent eine Spitzenreiterposition und im Stadtteil eine politische Funktion ein, die nicht unbedingt christdemokratischen Wunschvorstellungen entspricht. Stefanie Winter