Diplomaten- viertel

Erst war es Sumpfgelände, dann Gemüsegarten der Hugenotten, später Wohnviertel mit Palais reicher Geschäftsleute und seit der Jahrhundertwende traditioneller Gesandtschaftsstandort: das Diplomatenviertel im Tiergarten. Nahe am Zentrum der Macht, dem Reichstag, entstanden kleine Stadtpaläste, die zuerst von China, Schweden und Italien belegt wurden.

Zu Beginn der dreißiger Jahre galt der Ort an der Tiergartenstraße als noble Adresse, gaben sich doch dort die Außenpolitiker die Klinken in die Hand.

Im Jahre 1938, das gleichzeitig den Höhepunkt in der Entwicklung darstellte, waren hier 37 Botschaften und 28 Konsulate ansässig. Es waren die Nazis, die den Ort „Diplomatenviertel“ tauften und mit in ihre Germania- Welthauptstadtpläne einbezogen.

Rund um die Tiergartenstraße entstanden monumentale Residenzen für Japan, Italien und Spanien, aber auch für Norwegen, Dänemark, Argentinien und Jugoslawien. Die Mehrzahl der Bauten ging im Bombenhagel des Zweiten Weltkriegs unter. Heute sind noch Reste davon geblieben, so die spanische, italienische oder dänische Botschaft. Die meisten Staaten zogen nach 1949 mit ihren Missionen nach Bonn oder machten im Ostberliner Bezirk Pankow Botschaften auf. Über das Tiergartenviertel legte sich ein grüner Schatten, der nun zurückgeschnitten werden soll. rola