Gleichberechtigung ist ein Fremdwort

■ Frauen und Technik: Diskussion um „50 Jahre TU – und wo bleiben die Frauen?“

„Die Freiheit der Forschung ist wichtiger als die Gleichberechtigung der Frau. Sonst ist die Qualität der Wissenschaft in Gefahr.“ Solange solche Sätze noch durch die Universitäten geistern, ist es um die Gleichberechtigung der Frauen an den Universitäten schlecht bestellt – besonders in den natur- und ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen. Über dieses Thema wird seit gestern auf der Tagung „50 Jahre TU – und wo bleiben die Frauen?“ diskutiert.

Gleichberechtigung ist auch an den Unis ein Fremdwort. Das ist die Bilanz der „Koordinationsstelle zur Etablierung von Frauentutorien an der TU“, die von Ute Sanner und Corina Hartmann geleitet wird. Viele Professoren seien der Ansicht, Frauen hätten heute dieselben Chancen wie ihre männlichen Kommilitonen. Einer Studie an der TU belege dagegen, daß „Professoren und Mitstudenten nach wie vor dazu tendieren, Frauen als weniger kompetent anzusehen“. Frauentutorien dagegen sollen Frauen den Raum bieten, Schwierigkeiten in gemischten Lehrveranstaltungen zu erkennen und zu verstehen.

Corina Hartmann wies darauf hin, daß in Ländern wie den USA, Dänemark und Schweden, Frauen in den Ingenieurwissenschaften schon in der Schule sehr viel gezielter gefördert würden als in Deutschland. In der DDR waren Frauen in technischen Berufen eine Selbstverständlichkeit. Daran erinnerte Irene Lischka von der Fachhochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin Karlshorst. Inzwischen sei der Anteil von Ingenieurinnen in den neuen Bundesländern zwar deutlich zurückgegangen, liege aber immer noch wesentlich höher als in den alten Bundesländern. Daß die Scheu von Frauen vor technischen Berufen im Sozialismus niedriger war, habe natürlich auch damit zu tun, daß die Studienplätze vom Staat zugewiesen wurden, räumte sie ein. Insgesamt gebe es für Frauen an den Unis „noch sehr viel zu tun“, hieß es. Eine Teilnehmerin bedauerte „die eklatante Abwesenheit von Hochschulprofessoren“. Eine andere verwies auf die Schwierigkeit, das Anliegen der Frauen in der TU überhaupt bekannt zu machen: „Hier kommen doch eh die Leute, die sich ständig mit dem Thema beschäftigen.“ Stephanie v. Oppen

Heute ab 9 Uhr: Forum zum Thema „Frau Ingenieurin, Ihre Zukunft!“, ab 14 Uhr Podiumsdiskussion um „Frauen im Ingenieurstudium – Bereicherung und Konkurrenz“. Die Tagung endet um 19 Uhr mit einem Fest zwischen Hauptgebäude und Studentenmensa.