Wo, bitte, geht's nach Schilda?

■ Hauptstädtische Provinzposse: Berlin Adlershof, die Stadt für Wissenschaft und Technik, darf nicht auf Hinweisschildern stehen, weil Adlershof ein Stadtteil ist

Ist Berlin nun eine Weltstadt oder doch nur ein Abklatsch von Schilda? Da soll im Südosten das „Silicon Valley“ Berlins mit dem Namen Berlin Adlershof entstehen, eins der wichtigsten Projekte nach dem Hauptstadtumzug – und die Verwaltung klebt an ihren Schildervorschriften.

Auf dem 420 Hektar großen Gelände soll bis zum Jahre 2003 ein völlig neuer Stadtteil mit naturwissenschaftlichen Instituten der Humboldt-Universität, einem Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort, einem Medien- und Kongreßzentrum, innovativen Wirtschafts- und Gewerbebetrieben, einem Erholungspark und Wohnungen entstehen. Die Berliner Aufbaugesellschaft für Adlershof (BAAB) erwartet davon „entscheidende Impulse für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft“. Schon jetzt sind dort fast 200 Wirtschaftsunternehmen und wissenschaftliche Einrichtungen angesiedelt. Doch die Senatsverwaltung für Verkehr scheint die Bedeutung nicht zu erkennen.

Die BAAB bat bereits im letzten um Aufnahme in „das Zentrale Vorwegweisungskonzept“ gebeten. Doch leider war der Polizeipräsident, an den die Gesellschaft vom Bezirk Treptow verwiesen wurde, der falsche Ansprechpartner. Die Senatsverwaltung für Verkehr ist für die Einhaltung der „Richtlinien für Wegweisungsbeschilderungen“ zuständig. Diese erlauben es nicht, auf Hinweisschildern zu dem renommierten Unternehmen das Logo „Berlin Adlershof – Die Stadt für Wissenschaft und Wirtschaft“ aufzunehmen. Begründung: Adlershof ist ein Stadtteil von Berlin. Dabei hat der Senat auf einem Workshop 1994 das Logo selbst mit entwickelt und verabschiedet.

„Das ist einer der typischen kleineren Konflikte, die in der Vielzahl nervig werden“, sagt BAAB- Geschäftsführer Jens Krause. Das Alternativangebot der Verwaltung, das Logo für Gewerbegebiete – eine Industriehalle mit drei Schornsteinen – zu verwenden, lehnte Krause dankend ab. Auch wenn der „ganz korrekte Beamte“ in der Verwaltung, mit dem Krause seit über einem Jahr verhandelt, bisher kein innovatives Einsehen zeigte, hofft Krause noch immer, daß der Beamte doch noch „einen Blick fürs Ganze und Eigenverantwortung“ entwickelt.

Wenn nicht, wird Krause doch die Hierarchie bemühen müssen und demnächst an der Tür des Staatssekretärs klopfen. Denn schließlich gehe es darum, den Standort auch außerhalb der Stadt als „gemeinsame Wortmarke“ bekanntzumachen. „Adlershof ist einfach zu wenig“, so Krause. „Das Logo muß sich einprägen und ein weltweiter Begriff wie Silicon Valley werden.“ Barbara Bollwahn