Alle gegen Induráin

■ Heute beginnt die 83. Tour de France

Hertogenbosch (dpa) – Miguel Induráin gegen den Rest der Welt – das Spiel ist nicht neu. Aber bei der 83. Tour de France, die heute mit dem Prolog in s'Hertogenbosch beginnt und traditionsgemäß auf den Pariser Champs-Élysées am 21. Juli endet, kann der 31jährige Spanier in Dimensionen vorfahren, die noch niemand erreichte. Sein sechster Sieg, noch dazu in ununterbrochener Folge, steht bevor. Damit wäre in der 93jährigen Geschichte der schwersten Etappenfahrt der Welt ein phänomenaler Rekord fällig.

„Wenn er nicht stürzt, hat er die Tour schon jetzt zu 90 Prozent gewonnen“, vermutet Udo Bölts, der sich auf den 3.835 Kilometern durch die Niederlande, Belgien, Frankreich, Italien und Spanien noch mehr zutraut als 1994, als er Neunter geworden war. Bei der Dauphine-Rundfahrt in den französischen Alpen war Bölts beeindruckter Zeuge der Induráin-Kapazitäten: „Wie der die reinen Bergfahrer Virenque und Leblanc stehengelassen hat und Jalabert und Rominger keine Chance ließ – das war unglaublich.“

Zum Kreis seiner Hauptkonkurrenten, in erster Linie wahrscheinlich Laurent Jalabert (Frankreich) und Alex Zülle (Schweiz), gehört auch der neue Telekom-Star Bjarne Riis aus Dänemark.

Um die Spannung zu steigern, wurde das lange Einzelzeitfahren (60 km), bekanntermaßen eine Induráin-Domäne, auf den drittletzten Tour-Tag verlegt. Ein Mannschaftszeitfahren entfällt, und ein Bergzeitfahren auf der 8. Etappe nach Val d'Isère soll den Spezialisten Hoffnung geben. Allerdings hatte Induráin, dessen Mannschaft durch Doping-Fälle zweier nicht für die Tour nominierter Fahrer etwas aus dem Gleichgewicht geriet, bisher immer die richtige Strategie für alle Streckenführungen und Varianten.