Der Wahnsinn des Profits

■ betr.: „Jäger des verlorenen Stol zes“ (BSE-Streit) von Dominic Johnson, taz vom 24. 6. 96

[...] Bei der taz war bislang eine bürger- und umweltorientierte Akzentuierung erkennbar, was besonders durch die „radikal-konsequente“ Wortwahl deutlich wurde. In obigem Artikel fehlt diese „radikal-konsequente“ Akzentuierung aber. Das Nationalbewußtsein des Autors geht in dem Streit um BSE- verseuchtes Fleisch mit ihm durch – er verharmlost die Tatsachen gewaltig.

Anstatt von der britischen Erpressung (zugegeben, dieser Begriff war in der Presse schon früher zu diesem Thema zu hören) zu reden, schreibt er von „windelweichen Kompromissen“, auf die der arme John Major eingehen mußte, obwohl er doch nun dringend für seine Karriere einen kräftigen Schub Sympathie gebrauchen könnte. Die auf Profitmaximierung ausgelegte britische Tierzucht (und die PolitikerInnen, denen es doch auch nur um ihre Diäten geht anstatt um das Wohl der BürgerInnen, wie das Beispiel deutlich zeigt) ist an ihrem eigenen System erkrankt. Der Wahnsinn des Profits schlägt zurück. Die Folgen soll nun die EG tragen.

Die einzige konsequente Konsequenz aus der nun aufkommenden Anti-EU-Gesinnung der Briten wäre der Ausschluß der britischen Bremser, die für sich ohnehin bei jeder Regelung Ausnahmeregelungen beanspruchen. Braucht man denn einen Kompromiß um jeden Preis auf Kosten der Glaubwürdigkeit?

Wenn die Tatsache der Möglichkeit des (deutschen) Rüstungsexportes auch schlimm ist, wirkt der Vergleich recht hilflos und herbeigezogen. Das Argument liegt auf emotionaler Ebene, geschickt mit der Nennung des Jahres 1940 vorher schon eingefädelt. Tatsache ist: Auch die Briten exportieren Waffen!

Wie steht es mit dem Schutz der BürgerInnen?

Hier wird ein Vorschlag gemacht, der aber aus dem Munde des leicht nationalistischen Autors falsch verstanden werden kann. Er macht den richtigen Vorschlag der Förderung lokaler Märkte, aber aus antieuropäischer Gesinnung. Daß dieser Vorschlag auch ein zutiefst ökologischer Vorschlag ist, paßt in das Image der taz, ist aber Zufall. Die Folge war dieselbe, nur der Weg ein ganz unterschiedlicher!

Das macht den Unterschied zu den langweiligen anderen Zeitungen in unserer Landschaft. Ansgar Heide, Frankfurt/Main