Die Helden von Danzig

August 1980: Lech Walesa erhob die Faust zum Sieg. Die Werftleitung hatte dem Druck der streikenden Arbeiter auf der Danziger Lenin-Werft nachgegeben und mit Walesa einen Vertrag unterzeichnet: Lohnerhöhung von 1.500 Zloty, die Wiedereinstellung aller Entlassenen und die Errichtung eines Denkmals für die 48 Arbeiter, die im Dezember-Streik 1970 von der Miliz und dem Militär erschossen worden waren. Doch die ArbeiterInnen fühlten sich verraten. Walesa mußte einen Solidaritätsstreik mit den anderen Werften und den kleineren Zulieferbetrieben ausrufen.

Das war die Geburtsstunde der Solidarność, die in der Folgezeit zum Vorreiter im Kampf um Freiheit und Demokratie in Polen wurde und maßgeblichen Anteil am Sturz des kommunistischen Systems im Jahre 1989 hatte.

Heute ist von dem Ruhm der „Helden von Danzig“ nichts mehr übriggeblieben. Und das Unternehmen, das 1989 in eine staatseigene Aktiengesellschaft umgewandelt worden war, steht vor dem Aus. Im vergangenen Jahr wurden Verluste von 31,7 Millionen Dollar eingefahren.

Im April konnten keine Löhne ausbezahlt werden. Am 8. Juni wurde auf der Aktionärsversammlung der Konkurs beschlossen. Daraufhin traten die ArbeiterInnen in einen zweitägigen Ausstand. Eine Auffanggesellschaft soll jetzt mit rund 3.000 der bislang 7.300 Arbeiter einen Neuanfang versuchen.

Fotos: Peter Dammann