IRA-Anschlag auf Kaserne in Osnabrück

■ Genau ein Jahr, nachdem Aktivisten der IRA für einen Anschlag auf eine britische Kaserne verurteilt wurden, detonierte dort erneut eine Granante

Hannover (taz) – Glücklicherweise nur Sachschäden hat eine von unbekannten Tätern abgefeuerte Mörsergranate verursacht, die am Freitag abend auf einem britischen Kasernengelände am Stadtrand von Osnabrück detoniert ist. Wegen des Anschlags hat die Bundesanwaltschaft inzwischen ein Ermittlungsverfahren „gegen unbekannte Mitglieder der provisorischen Irisch-Republikanischen Armee“ eingeleitet.

Das Ziel des Anschlages und die Art seiner Ausführung sprächen für Mitglieder der IRA als Täter, erklärte ein Sprecher der Bundesanwaltschaft. Ein Bekennerschreiben oder einen Bekenneranruf zum dem Anschlag gab es bis Sonntag nicht. Insgesamt drei Mörsergranaten waren kurz vor 19 Uhr am Freitag per Fern- oder Zeitzündung von der Ladefläche eines Ford Transit abgefeuert worden, der in Osnabrück vor einem Nebeneingang der britischen „Quebec Barracks“ abgestellt war. Eine der Granaten fiel nahe dem Kleinlaster auf den Boden, eine weitere, die ebenfalls nicht zündete, blieb im Zaun des Kasernengeländes hängen. Durch die dritte Granate, die einen etwa einen Meter großen Krater in den Boden des Militärgeländes riß, wurden eine Reihe Autos und vor allem Fensterscheiben und Dächer von zahlreichen Gebäuden beschädigt. Bis zur Entschärfung der nichtdetonierten Granaten am Samstag morgen wurden 300 Anwohner des Geländes aus ihren Wohnungen ausquartiert.

In der Quebec-Kaserne, in der zum Zeitpunkt des Anschlages nur 150 von normalerweise 700 Soldaten Dienst hatten, ist das Hauptquartier der 4. Britischen Panzerbrigade untergebracht. Osnabrück beherbergt mit insgesamt sechs Kasernen die größte britische Garnison in Deutschland.

Die Quebec-Kaserne war bereits im Jahre 1989 Ziel eines IRA- Bombenanschlages. Wegen dieses Anschlages wurden Ende Juni vergangenen Jahres vier IRA-Mitglieder zu Haftstrafen von neuen bis zehn Jahren verurteilt. Das Urteil gegen eine Täterin fällte das Oberlandesgericht Celle auf den Tag genau ein Jahr vor dem jetzigen zweiten Anschlag auf die Osnabrücker Kaserne.

Sowohl der irische Außenminister als auch der britische Premierminister John Major haben den Anschlag als IRA-Aktion verurteilt. Die IRA könne sich keineswegs den Weg in die Nordirland- Friedensgespräche freibomben, erklärte Major.

Der Vorsitzende der nordirischen Sinn-Fein, Gerry Adams, forderte demgegenüber, die Friedensbemühungen in Nordirland voranzubringen und endlich eine Alternative zum bewaffneten Kampf zu schaffen. Jürgen Voges