Sprachrausch im Netz der Daten

■ Ab 1. August online im Internet: ein „Literaturforum“ aus Hamburg

Sämtliche Medienmacher stolpern ins Netz. Und weil es alle tun, kann keiner mehr zurück. Die nicht mehr ganz so neue Spielwiese heißt Internet. Und Trendscouts riechen den Goldrausch im frequenzlosen Raum. Die digitale Reinkarnation der Medien findet allerorten in der Ortlosigkeit des Hypermediums statt. Doch Onlinesurfer erleben noch nicht den Himmel auf Erden. Liegt es an der Technik oder an den unausgereiften Strukturen? Oder doch noch am Angebot?

Der Writers Room Hamburg, ein Verein, der sich bisher überwiegend darum kümmerte, freischaffenden Autoren einen Schreibplatz in ihren Räumen in der Stresemannstraße zu bieten, ist sich ganz sicher. Das Angebot ist noch zu dünn, das Internet zu unstrukturiert, chaotisch und zu langsam. Deshalb hat der Verein just einen Vertrag bei CompuServe unterschrieben und baut nun exklusiv im deutschsprachigen Raum ein Literaturforum auf. Es will Autorenforum und Kontakthof zugleich sein. Hier sollen sich Autoren, Verleger, Agenten und Schreibwütige begegnen können.

Die Entscheidung für CompuServe fiel nicht schwer, da dieser Provider strukturierte Patchwork-Informationen rund um den Globus schickt, argumentiert Folko Hülsebusch, der Techniker. Den Anspruch des ersten größeren Projektes für die literarische Außenwelt aus dem bisherigen Schreibstudio formulierte Jürgen Abel, der Schreiber, als „eine Öffnung der Literatur für ein breiteres Publikum in Form von professionellen Publikationen und Informationen über deutschsprachige Literatur“. Da aber online alles Mögliche möglich sein soll, wird es daneben offene Bereiche geben: Chatforen und Diskussionsräume über alle möglichen Formen der Literatur.

Es spricht also nichts dagegen, die Buchkultur in das Netz zu tragen. Literatur im Netz entwirft keinen Gegensatz, sondern rückt die Schnittmenge zwischen beiden in das Blickfeld: Die Sprache. Und das gilt auch für das voraussichtlich ab 1. August online zu goutierende Netzversatzstück Literaturforum.

„Wir besetzen den Platz im Netz und halten ihn für deutschsprachige Gegenwartsautoren frei“, beschreibt Michael Prahm, der Kontakter und Übersetzer, kurz seinen Anspruch. Als die drei Standbeine gelten Information, Interaktion und Publikation, unterhaltsam und poppig aufbereitet. Der User kann für einen geringen monatlichen Beitrag für CompuServe und die Telefongebühren Literaturtips und -termine aufblättern, Inhaltsangaben von Literaturzeitschriften oder Verlagsprofile aufrufen.

Daneben gibt es das digitale Magazin Flyer. Autorenkompendien zu deutsch- und fremdsprachigen Texten, freie Publikationsforen und eine Galeria, in der Textauszüge aus Neuerscheinungen gelesen werden können, bietet das virtuelle Magazin an. Weiterhin gibt es eine Buchhandlung, an der eine Bibliothek hängt, die wiederum mit einem großen Veranstaltungszentrum verbändelt ist, „in dem man alles mögliche machen kann“, so Abel. Aber ob diese Relaisstation wirklich eine Attraktion wird, hängt von den Usern und den dynamisch wechselnden Inhalten dieses Forums ab. So, go'n link and re-read what's already there.

Britt-Kristin Feldmann

Adresse: CompuServe Go EUR-192