Schöner Strafen

■ In Waldeck bei Rostock wurde der erste freifinanzierte Knast eröffnet

Berlin (taz) – Der Mann war voll des Lobes. „Sie glauben gar nicht, wie glücklich Sie mich als Justizminister dieses Landes mit dieser Stafette gemacht haben.“ Dankbar nahm Rolf Eggert (SPD) den Schlüssel in Empfang. Fortan ist er der Hausherr in Waldeck, der ersten privatfinanzierten Strafanstalt Deutschlands. Gestern wurde die Einweihung gefeiert, mit Sekt und Büffet.

Unweit von Rostock, direkt an der Autobahn gelegen, verbirgt sich der dreistöckige Klinkerbau hinter einer sechs Meter hohen Mauer. Er bietet Platz für 234 Häftlinge. Zehn Quadratmeter große Einzelzellen mit Kabelanschluß, weißgetünchten Wänden, karierter Bettwäsche, ein Sportplatz, ein Fitneßcenter, ein Einkaufsladen, ein Zahnarztzimmer, einige Röntgengeräte: Dieser Knast sei „vom Feinsten“, jubelte vorab die Bild und findet kaum noch einen Unterschied zu einem Hotel, wenn da nicht die 1,5 Zentimeter dicken Fenstergitter aus Stahl wären. „Ein bißchen Luxus“ sei „doch vertretbar“, wenn er der „Bewährung und Eingliederung“ von Gefangenen diene, sagte eine Mitarbeiterin der Wagner und Kluth oHG der taz. Der Knast bleibt im Besitz der Hamburger Investoren, was sich vorzüglich für sie rechnet. Rund 85 Millionen kostete der Bau, für sieben Millionen im Jahr mietet ihn das Land Mecklenburg-Vorpommern. Der Vertrag wurde auf 30 Jahre geschlossen. Gestern betonte Justizminister Eggert, „daß die Verhältnisse in einer Justizvollzugsanstalt möglichst weit dem Leben draußen angeglichen werden sollten“. Den offenen Strafvollzug erwähnte er aber mit keinem Wort. roga