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Schwarze Aussichten für die Nordsee

Öl-Teppich bedroht jetzt auch den Naturpark Hamburgisches Wattenmeer  ■ Von Vera Stadie

Nun hat die schwarze Plage Hamburg erreicht. Seit Montagabend werden Ölklumpen an die Strände der Hamburger Inseln Nigehörn und Scharhörn in der Elbmündung geschwemmt. Um die beiden Vogelschutz-Inseln im Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer hat sich ein massiver drei Zentimeter dicker, eineinhalb Kilometer langer und zwei Meter breiter Ölteppich gelegt.

Die Analyse der schwarzen Brocken führt auf die Spur der Täter: „Typisch für Tanker“ sei, daß das Öl mit Paraffinwachs gemischt sei, erklärt Dirk-Uwe Spengler, bei der Umweltbehörde im Einsatz zur Bekämpfung von Meeresverschmutzungen. An den kühlen Außenwänden der Tanks wird das im Öl enthaltende Wachs fest. Diese klebrige Masse gilt es loszuwerden, bevor ein Schiff verkauft werden oder auf die Werft soll, zum Beispiel zum TÜV. Das Motiv für die Tankwäsche auf See ist eindeutig: Einen Öltank legal zu säubern kostet einige hunderttausend Mark.

Auch auf die Herkunft des Öls läßt die Analyse der Umweltbehörde schließen: Es stammt aus Libyen. Und damit engt sich der Kundenkreis ein. In Deutschland würden nur die Konzerne Holborn und Veba Oil libysches Öl beziehen, sagte Umweltsenator Fritz Vahrenholt gestern. Das Öl im Hamburger Watt stamme von einem Tanker, der wahrscheinlich Wilhelmshaven angelaufen habe. Trotz all dieser Indizien ist der Verursacher bisher nicht ermittelt worden. Die Ermittlungen seien Aufgabe des Bundes. „Die Ruhe, die Bonn an den Tag legt, ist bemerkenswert“, kritisiert der Senator. Es sei schon viel zu viel Zeit ins Land gegangen.

Derweil bedrohen die angeschwemmten Ölklumpen auf Scharhörn und Nigehörn die Brutreviere der Fluß-, Küsten- und Zwergseeschwalben und der Sandregenpfeifer, die noch brüten oder gerade Junge haben. Heute sollen die Aufräumarbeiten beginmnen. Nach Spenglers Schätzung sind mehr als 100 Tonnen einzusammeln – noch mal soviel wie vor Amrum und Wangerooge in den vergangen Tagen. „Eine Verunreinigung diesen Ausmaßes haben wir an der Nordsee noch nicht gehabt“, so Spengler. „Die Menge hat uns erschreckt. Wir wissen nicht, was noch in der Nordsee treibt“.

Was weiter draußen alles auf der Nordsee treibt, hat die Crew der „Arctic Sunrise“ mit eigenen Aufgen gesehen. Gestern kehrte das Greenpeace-Schiff mit schlechten Nachrichten von einer mehrwöchigen Tour nach Hamburg zurück. Schon beim Normalbetrieb der Öl- und Gasförderung gelangten große Mengen Öl und Chemikalien ins Meer, berichtete Greenpeace-Meeresbiologe Christian Bussau. Sie hätten kilometerlange Ölteppiche entdeckt, die von Shell- und Amoco-Plattformen stammten.

Alltag und Katastrophe, so Bussau, seien kaum noch auseinanderzuhalten: Schwarze Aussichten für die Nordsee.

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