Gewoba läßt sich nicht verkaufen

■ Geschäftsführer Teetz: Anteilsverkauf keinesfalls vor 1998 / CDU will Beschluß im September

Im Juni war sich die Führungsriege der Bremer CDU einig: Die Gewoba soll verkauft werden. Im September soll der Senat über „die Veräußerung der Bremischen, der Gewoba und der BEB“ entscheiden, forderte die Bürgerschaftsfraktion öffentlich und Finanzsenator Ulrich Nölle erklärte das gleiche in der Finanzdeputation. Doch mit der Gewoba selber hatten die CDU-Politiker vorher offenbar nicht gesprochen – oder nicht richtig zugehört.

„Einen Verkauf von Gesellschafter-Anteilen wird es in der derzeitigen Rechtsform nicht geben“, erklärte Gewoba-Geschäftsführer Werner Teetz gestern bei der Vorstellung der Bilanz 1995. Wie in der Koalitionsvereinbarung festgelegt, soll die Gewoba zunächst in eine Aktiengesellschaft umgewandelt werden. Einen Teil der Aktien sollen dann vor allem Gewoba-MieterInnen angeboten werden. Das alles werde zwar vorbereitet, lasse sich aber aus finanztechnischen Gründen „keinesfalls vor 1998“ verwirklichen, so Teetz gestern. Dies habe er auch Finanzsenator Nölle vor zwei Wochen persönlich erklärt und keinen Widerspruch geerntet.

Schon im Gesellschaftervertrag der Neue-Heimat-Nachfolgerin war festgelegt worden, daß ein Verkauf von Anteilen vor 1999 nur unter Zustimmung aller Gesellschafter möglich ist. Das sind neben den Städten Bremen und Bremerhaven aber auch fünf Banken, die zusammen 25,7 Prozent der Gewoba besitzen. Ein Interesse, schon jetzt Anteile zu verkaufen, haben die Banken sicher nicht. Schließlich drücken noch immer die Altlasten der Neuen Heimat auf die Bilanz. Erst im Jahr 2000, so Gewoba-Geschäftsführer Teetz, werde die angestrebte Eigenkapitalquote von 20 Prozent erreicht. Und ein – für Verkaufsabsichten unabdingbares – Wertgutachten liege bei der Gewoba weder vor, noch sei eines in Auftrag gegeben worden.

Sicher ist indes, daß es der Gewoba wirtschaftlich gut geht. Erstmals ist die Bilanzsumme im vergangenen Jahr auf knapp über zwei Milliarden Mark gestiegen, 8,7 Millionen Mark aus dem Überschuß wurden den Rücklagen zugeführt, 6,8 Millionen Mark an die Gesellschafter ausgeschüttet. Das sind vier Prozent des Stammkapitals von 171 Millionen Mark. Und obwohl die Gewoba im vergangenen Jahr 359 Wohnungen an Mieter verkauft hat, blieb ihr Wohnungsbestand durch Zukäufe und Neubauten insgesamt gleich. Und bis auf rund 100 Wohnungen in Bremerhaven waren im vergangenen Jahr alle vermietet. Woraus Geschäftsführer Teetz folgert: „Unser Angebot ist sehr marktgängig.“

Seine Struktur wird sich in den nächsten Jahren allerdings stark verändern. Noch hat die Gewoba 33.000 Sozialwohnungen im Bestand, doch schon bis Ende diesen Jahres werden 7.200 davon aus der Preisbindung herausfallen. In ein paar Jahren werden zwei Drittel der Wohnungen auf dem freien Markt vermietet. Legt man den bisherigen Unterschied zwischen 6,40 Mark pro Quadratmeter für Sozialwohnungen und 7,80 Mark für ungebundene zugrunde, führt das bei der Umwandlung zu einer Mieterhöhung um rund 21 Prozent.

Ein „großes Problem“ sieht Gewoba-Geschäftsführer Teetz in der im überregionalen Vergleich extrem hohen Fehlbelegungsabgabe in Bremen. Mit dieser Abgabe für MieterInnen, die trotz eines etwas besseren Einkommens noch in Sozialwohnungen leben, nehme der Senat bewußt in Kauf, daß sich durch den Fortzug der Besserverdienenden regelrechte „Armutsinseln“ in manchen Stadtteilen bilden. Ase