Angesagt in Rio

■ Die Fabrik präsentiert mit dem „Brasilianischen Sommer“ Musik, die dort Trends setzt / Mit dabei: Jorge Benjor

Dachte man nach den letzten beiden Sommern noch, die Klimakatastro-phe würde den Hamburgern von nun an zumindest von April bis Oktober sowas wie mediterrane Leichtigkeit beibringen, ließ einen der regenreiche Juni 1996 doch immer wieder zappelig weden, sah man Anzeigen wie: „Rio – DM 999,-“. Nun kann nicht jeder kurzentschlossen einen Flieger besteigen, den die Ankündigung weiterer atlantischer Tiefausläufer aus der Fassung bringt. Doch Trost sei gespendet: Wenn der Hamburger nicht nach Brasilien kann, kommt Brasilien eben nach Hamburg.

Während der WestPort dieses Jahr auf die bewährten Gilberto Gil und Joao Bosco setzt, versucht wenigstens die Fabrik, den Brasil-Horizont des Hanseaten zu erweitern. Altmeister Jorge Benjor (Foto) mag als Jorge Ben auch unter Brasil-Unkundigen geläufig sein. Seine Hits „País Tropical“, „Fio Maravilho“ oder „Taj Mahal“ (auch ein ordentliches Gericht erkannte, daß Rod Stewart sein „Do Ya Think I'm Sexy“ offensichtlich von diesem Song abgeschrieben hatte) zählen auch heute noch zu den Standards des tropischen Party-Sounds. Mit seinem üppigen Gesamtwerk, seinen Wendungen hin zu Funk, westafrikanischer oder asiatischer Musik, sind allerdings nur die Wenigsten vertraut. Derzeit zählt Benjor mal wieder zu den populärsten Sängern Brasiliens, auch und gerade bei jüngeren Hörern.

Mit dem Programm des „Veräo Brasileiro“ erhält man einen Eindruck davon, was in Brasilien heute für Aufregung sorgt. Und das sind neben Ben- jors neuem Album zum Beispiel die Band Paralamas um den Sänger, Gitarristen und Komponisten Herbert Vianna, die mit ihrer Mischung aus Rock, Reggae, Funk und Pop ein echtes Kind der Achtziger sind, sowie zwei typische 80er-Formationen: Chico Science & Nacäo Zumbi und Timbalada, die kaum ihre Faszination für spätestens via MTV auch in den entlegeneren Winkeln Brasiliens populär gemachte Stile wie Hip Hop, Cross-over und Ragga verbergen können.

Echte Weltmusik also, was die Fabrik uns hier präsentiert. Außer Brasilianern und Freunden von Latin-Tanzpartys dürfen sich auch Musik-Neugierige an diesen drei Abenden einfinden. Über die sicherlich unterschiedliche musikalische Qualität der einzelnen Acts kann man hinterher diskutieren.

Detlef Diederichsen

Jorge Benjor: morgen;

Timbalada: 18. Juli;

Paralamas/Chico Science: 19. Juli; alle Fabrik, 21 Uhr