Stadtwerke bauen 500 Stellen ab

■ Entlassungen soll es nicht geben / Umsatz leicht gestiegen

Die Stadtwerke Bremen wollen ihr Personal bis Ende des Jahres von derzeit rund 3.000 auf gut 2.500 MitarbeiterInnen reduzieren. Das hat der neue Vorstandschef Gerhard Jochum gestern bei der Vorlage der Bilanz 1995 mitgeteilt. Entlassungen soll es jedoch nicht geben. 440 Stellen sollen durch eine spezielle Vorruhestandsregelung abgebaut werden, für die im letzten Jahr 53 Millionen Mark zurückgestellt worden waren.

Der Umsatz der Stadtwerke ist 1995 um zwei Prozent auf 1,29 Milliarden Mark gestiegen. Die Bilanz weist einen gegenüber 1994 um vier auf 33 Millionen Mark gesunkenen Gewinn aus, 29 Millionen sollen davon an die Anteilseigner ausgezahlt werden. Nach dem Teilverkauf bekommt Bremen davon jedoch nur noch 21,4 Millionen. Der Rest geht an die neuen Mitbesitzer VEBA, Ruhrgas und Powerfin, die seit dem 1.1.95 zusammen 49,9 % der Stadtwerkeaktien halten.

Größten Anteil am Umsatz hatte der Stromabsatz in Bremen, der mit 3,706 Milliarden Kilowattstunden nahezu auf dem Vorjahresstand blieb. Gefolgt von der zweitgrößten Sparte, der Gasversorgung: Trotz einem um über sechs Prozent gewachsenen Absatz verzeichnete Jochum hier 1,3 Prozent weniger Umsatz. Schuld daran sind die gesunkenenen Gaspreise im Herbst 1995. Die Wärmelieferungen stiegen witterungsbedingt auf 713 Millionen Kilowattstunden (1994: 648).

Zukünftig wird die vom EU-Energieministerrat im Juni beschlossene Liberalisierung der Strommärkte die Stadtwerke AG weiter fordern. Schon im Vorfeld wurde befürchtet, daß Stadtwerke aus dem Geschäft gedrängt würden, wenn künftig in Deutschland auch europäische Stromanbieter zugelassen sind. Sie könnten industrielle Großabnehmer mit Dumpingpreisen ködern und die Verluste auf Kleinkonsumenten abwälzen. Vorstandschef Jochum schloß einen Verlust der Bremer Stahlwerke als größten Kunden zunächst aus. Auch höhere Strompreise für Privatkunden kündigte er nicht an.

Vielmehr sollen sich die Stadtwerke zu einem Dienstleistungsunternehmen für den Energie- und Umweltbereich entwickeln und für den Wettbewerb rüsten. Das Unternehmen hält auch nach neuen Partnern der Telekommunikation Ausschau. Jochum nannte dabei die nationale Vebacom, die Brecom sowie die ÜNH. Hemmschuh sei aber das noch nicht beschlossene Telekommunikationsgesetz.

Gegen die Untersagung des Teilverkaufs durch das Bundeskartellamt (die taz berichtete) haben die Stadtwerke gemeinsam mit dem neuen Großaktionär VEBA beim Kammergericht Berlin Beschwerde eingelegt. Diese hat aufschiebende Wirkung. kat