: Das Meer ist weit und die Weste weiß
■ Hamburger Raffinerie will nicht schuld an der Ölpest in der Elbmündung sein
Hat Holborn eine weiße Weste? Die in Hamburg ansässige Firma „Holborn Europa Raffinerie GmbH“ ist im Zusammenhang mit der Ölpest an der Nordsee in Verdacht geraten. Den weist sie nun weit von sich. „Am 11. Juni haben wir eine Ladung libysches Rohöl in Wilhelmshaven gelöscht“, bestätigte zwar Ingrid Heine, die Sprecherin der Holborn-Raffinerie, gestern gegenüber der taz. Das Schiff sei in der Nacht zum 12. Juni in Richtung Mittelmeer ausgelaufen, um in Nordafrika neues Öl zu laden. Die Berechnungen des Bundesamtes für Seeschiffahrt und Hydrografie haben ergeben, daß das Öl zwischen dem 12. und 18. Juni nordwestlich von Helgoland abgelassen wurde.
Der Tanker käme aber als Verursacher nicht in Betracht, so Heine, weil der Öltank nur gewaschen werde, wenn ein Schiff zur Reparatur in die Werft ginge oder anderes Öl aufnehme als vorher. Beides sei hier eben nicht der Fall.
Daß sich einzelne Firmen veranlaßt sehen, die Schuld von sich zu weisen, kann Rüdiger Bagger nicht nachvollziehen. Für den Sprecher der Hamburger Staatsanwaltschaft, die seit Mittwoch in Sachen Öl ermittelt, ist die Frage nach dem Verursacher der Verschmutzung noch nicht geklärt. Die Fahndung nach dem Holborn-Tanker vergleicht er mit der Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen, nur sei letzterer recht übersichtlich im Vergleich mit den „weiten, winddurchschüttelten Weltmeeren. Die Staatsanwaltschaft vergleicht zur Zeit die Ölproben von den verschiedenen Stränden, um festzustellen, ob die Verschmutzung von einem oder mehreren Schiffen kommt.
Die ölverseuchten Strände der Hamburger Vogelschutzinseln Scharhörn und Nigehörn in der Elbmündung sollen bis zum heutigen Freitag wieder sauber sein, teilte der Sprecher der Einsatzgruppe zur Bekämpfung der Meeresverschmutzung, Dirk-Uwe Spengler, gestern mit. Kleinere Ölmengen, die bei Cuxhaven angespült worden waren, seien umgehend aufgenommen worden. Auch an den vor der nordfriesischen Insel Pellworm liegenden Sänden Süderoogsand und Norderoogsand geht die Reinigung weiter.
Auf einer Sitzung in Cuxhaven soll heute über die umweltfreundlichsten und kostengünstigsten Möglichkeiten zur Entsorgung des Öls beraten werden. Die Gesamtkosten dafür schätzt die Hamburger Umweltbehörde auf rund 1,8 Millionen Mark. Vera Stadie
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen