■ Mit Datenklauern auf du und du
: Mobiltelefon knacken

Berlin (taz) – Der US-Geheimdienst hat den bislang größten Betrug mit gestohlenen Mobiltelefondaten in den USA aufgedeckt. Wie ein Sprecher des Geheimdienstes in New York kürzlich mitteilte, wurden zwei russische Emigranten verhaftet, die mit modernen Hochleistungsscannern die Codenummern von rund 80.000 Mobiltelefonen geknackt haben. Sollten alle illegal gesammelten Daten auf andere Telefone übertragen worden sein, schätzen Experten den Schaden auf etwa 121 Millionen Mark.

Das System der Codeknacker ist denkbar einfach und bereitet den US-Behörden und Telefongesellschaften bereits seit längerer Zeit Kopfzerbrechen. Mit leistungsfähigen Empfängern erfassen die Diebe den Funkverkehr zwischen dem Benutzer eines Mobiltelefons und der am nächsten gelegenen Antenne der Betreibergesellschaft und lesen so die Codes mit. In den USA sind Mobiltelefone nicht wie in Deutschland in Gerät und Karte getrennt. Mit Hilfe der Codes lassen sich die persönlichen Daten eines Mobiltelefons von den Funkhackern somit ohne große Schwierigkeiten auf andere Telefongeräte übertragen. Diese können dann zu Lasten des abgehörten Benutzers verwendet werden.

Der Sprecher der Bonner Bundesanstalt für Sicherheit in der Informationstechnik, Michael Dyckopf, schließt einen vergleichbaren Mißbrauch von Mobiltelefondaten in Deutschland aus. In den USA werde noch überwiegend mit analoger Übertragungstechnik gearbeitet, während die Information in Deutschland – ausgenommen im C-Netz – in digitaler Form übermittelt wird. „Digitale Informationen können solche Scanner meines Wissens nicht knacken“, so Dyckopf.

Auch Stefan Wichmann von der Deutschen Telekom hält den Mißbrauch der Codes nach amerikanischem Muster aufgrund der digitalisierten und chiffrierten Datenübermittlung in Deutschland für ausgeschlossen. Selbst was das analoge C-Netz betrifft, gibt die Telekom Datenklauern kaum eine Chance. „Unsere Sicherungsmechanismen und Verschlüsselungen im C-Netz reichen fast an die digitale Qualität heran“, sagt Wichmann – und die sei vergleichbar mit den Standards der Banken in Deutschland. Darüber hinaus seien Betrügereien zu Lasten des Kunden trotzdem nicht möglich, denn bei nachträglich festgestelltem Mißbrauch würde die Telekom ihrer Kundschaft den Schaden automatisch wieder gutschreiben.

Der Sprecher des Chaos Computer Clubs, Andreas Müller, ist von der Sicherheit der Mobilfunkdaten in Deutschland nicht so überzeugt: „Das Sicherheitssystem beruht auf der Geheimhaltung einer Formel“, so Müller, „und wenn die einmal durchsickert, ist auch die digitale Information nicht mehr sicher.“ Michael Obert