800 Meter lange Schiffe im Jahr 2000

Die Treuhandnachfolgerin BvS berät über Sanierungskonzepte für die Ostwerften des ehemaligen Bremer Vulkan: Sie müssen kräftig entlassen und sollen sich spezialisieren  ■ Von Ulrike Fokken

Berlin (taz) – In Klausur begaben sich gestern die Mitglieder des Verwaltungsrates der Treuhand- Nachfolgerin BvS (Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben). Sie beschlossen über das Sanierungskonzept für die bankrotten Volkswerften Stralsund, MTW Schiffswerft Wismar und die Neptun Industrie sowie das Dieselmotorenwerk Rostock – damit potentielle Investoren und die Geschäftsführung endlich wissen, woran sie sind. Rund 900 Millionen Mark wird die BvS bei MTW und Volkswerft verbauen.

Betriebsräte und Geschäftsführer der ehemaligen Töchter des Bremer Vulkan hatten die Konzepte ausgearbeitet. Als Grundlage diente ihnen ein Gutachten der Unternehmensberatung Roland Berger. Grundsätzlich hätten die Ostwerften gute Chancen, zu überleben, wenn sie vor allem Einkauf, Vertrieb und Produktion optimieren und kräftig entlassen würden, sagen die Unternehmensberater. An den Standorten Stralsund und Rostock würden demnach lediglich 1.000 ArbeitnehmerInnen ihren Job behalten.

Am Dienstag hatte der Landtag von Mecklenburg-Vorpommern dem Unternehmenskonzept bereits zugestimmt. Das Land hält ein Drittel an der „Ostseebeteiligungsgesellschaft“, zwei Drittel gehören der BvS. Mit dem Konstrukt hatten Land und Bund die Werften erneut verstaatlicht, nachdem der vermeintliche Investor und Sanierer Bremer Vulkan Verbund Konkurs angemeldet hatte. Land und BvS sind sich nicht grün. Die BvS will die Werften so schnell wie möglich einzeln privatisieren und verkaufen. Mecklenburg-Vorpommern hingegen will erst sanieren, dann privatisieren.

Immerhin gebe es „viele Interessenten“, sagte gestern ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums in Schwerin. Im Jahr 2000 würden an der Ostsee die modernsten Werften Europas stehen. Die hochmotivierten Belegschaften werden dann mit hochtechnologischer Ausrüstung Spezialschiffe bauen. Davon hatte der ehemalige Vulkan-Chef Friedrich Hennemann auch geträumt. Wenn BvS und Mecklenburg-Vorpommern an dem Konzept für eine „Kompaktwerft 2000“ (Hennemann) festhalten, dann werden wohl Supercontainerschiffe wie die fast 800 Meter lange „Post-Panamax“ doch in Stralsund vom Stapel laufen.

EU-Wettbewerbskommissar Karel van Miert hat angekündigt, daß die Ostwerften weitere Subventionen erhalten. Schließlich seien sie in der „Opferrolle“. In Bremen hoffen Senat und Rest- Vulkan ebenfalls auf van Miert: Er soll erneute Landesbürgschaften Bremens in Höhe von 250 Millionen Mark an den Bremer Vulkan genehmigen.