■ Zur Einkehr
: Hotelbar Maritim

Der Tag war hektisch und laut. Für eine Bar, in der selbst das belangloseste Geplänkel zum Kampf mit dem Geräuschpegel wird, fehlt der Stimme einfach die Kraft. Schon der bloße Gedanke an das quirlige Kneipentreiben, dieses abendfüllende Kommen-und-Gehen, versetzt die Nerven in Alarmbereitschaft. Doch ein Abend vor dem heimischen Fernseher ist keine Alternative, die lockt.

Die Alternative versteckt sich im Maritim-Hotel an der Hollerallee. Der Weg führt direkt durch das hell erleuchtete Foyer. Das Licht bricht sich in abertausend Farben in dem riesigen Kronleuchter, der an der Decke hängt. Unter dem Lüster schickt der Gast ein kurzes inniges Stoßgebet zum Himmel – auf daß die Decke die funkelnde Pracht nicht losläßt, zumindest nicht gerade in diesem Moment.

Die Hotelbar hingegen ist in gedämpftes Licht getaucht. Das Ambiente ist schlicht, ja fast ein bißchen bieder. Die Barhocker sind mit rotem Kunstleder überzogen, die Sessel erinnern an den heimischen Wohnzimmerschick älterer Semester. Die sind auch eher das Klientel der Bar, in der es wochentags eher leise zugeht. Nur ein paar Hotelgäste und einige Kenner dieser kleinen, aber feinen Bar nehmen hier des Nachts noch einen Drink. Der Lounge-Pianist spielt auf dem Klavier leise „Bridge over troubled water“. Eine Oase für gestreßte Gemüter.

Die abgeschiedene Lage schützt die Gäste zudem vor neugierigen Blicken bekannter Gesichter. Insofern eignet sich die Bar auch hervorragend für Rendez-vous mit Liebhabern, von denen niemand wissen soll. Nur der aufmerksame Barkeeper erkennt seine Gäste. „Zwei Gin-Fizz?“ fragt er schon beim dritten Besuch. Soviel Aufmerksamkeit hat natürlich seinen Preis. 14 Mark kostet ein Gin-Fizz, der Champagner-Cocktail 18 Mark.

Doch über die Preise zu mäkeln, wäre kleinlich. Schließlich sind die Barkeepter Meister im Mischen köstlicher Cocktails. Sehr zu empfehlen: „Between the Sheets“ (Weinbrand, Weißer Rum, Cointreau und Zitronensaft). Wer es süß, aber ohne Alkohol liebt, sollte sich zu einem „Coconut Kiss“ (Kokoßnußcrème, Ananassaft und Sahne) verführen lassen.

Und für den Fall, daß aus dem wundervollen Abend eine wundervolle Nacht werden sollte: Ein Doppelzimmer kostet zwischen 298 und 398 Mark.

Hermione Ganswind

Binnen Bremer Bar im Maritim-Hotel, täglich geöffnet ab 17.30, solange die Gäste mögen. Montags hat der Lounge-Pianist seinen freien Tag.