■ Trampen, das letzte Abenteuer?
: Nie aus Spaß, sondern aus Not getrampt

Jutta Haller, 55 Jahre, Hausfrau

Ich bin nie getrampt, aber mein Sohn schon häufiger. Wenn man ein kleines Einkommen hat... Ich hatte ein bißchen Angst um ihn. Erst wenn er Nachricht gab, daß alles gutgegangen ist, war ich beruhigt. Obwohl er auch mal schlechte Erfahrungen gemacht hat. Selber nehme ich keine Leute mit, ich bin ohne Auto. Als Naturtante fahre ich lieber mit der Bahn, aber das ist für die meisten zu unbequem.

Gunnar Wichern, 29 Jahre, Student

Früher bin ich fast jedes Wochenende zu meiner Freundin nach Hamburg getrampt. Meistens nahmen mich Studenten mit. Manche Leute waren wirklich nett. Andere wollten einfach nur unterhalten werden. Ich fühlte mich dann zum Gespräch verpflichtet. Ich bin nie aus Spaß, sondern aus Not getrampt. Mit meinem Auto bin ich jetzt unabhängiger. Manchmal nehme ich selber Tramper mit.

Susanne Wulfes, 37 Jahre, Ärztin

Als „Tochter aus gutem Hause“ habe ich mich bis auf einmal nie getraut zu trampen. Ich hatte zwar keine Angst, daß mir jemand was tut, aber ich kannte die ganzen Autobahnausfahrten nicht. Solange man flexibel ist und sich traut, hat Trampen was von Abenteuer. Heute, wo die jungen Leute Autos haben, wird weniger getrampt. Selber jemanden mitnehmen? Wenn der nicht zu verrückt aussieht...

Marie-Luise Ziehn, 21 Jahre, Studentin

Ich bin mit einer Freundin durch Irland getrampt. Das ist billiger als Busfahren, und zwei Mädels werden schnell mitgenommen. Allein würde ich das aber nicht machen. Es war ein Erlebnis, Leute kennenzulernen, die dann etwas von ihrem Land erzählen. Manche wird man aber schlecht wieder los... Ich selber würde Tramper mitnehmen: Ich kenne das Gefühl, wenn ewig keiner hält.

Rainer Schildberger, 37 Jahre, Rundfunkautor

Ende der Siebziger war Trampen angesagt, auch für mich. In Berlin klebten Leute einen roten Punkt auf ihr Auto. Man mußte an der Bushaltestelle nur den Arm raushalten, und die nahmen einen mit. Dann kamen die organisierten Mitfahrgelegenheiten auf, die auch ich stärker genutzt habe. Das war sicherer, und den Nervenkitzel, wen man kennenlernt, gab es da auch. Heutzutage sind die Leute einfach braver.

Karl-Heinz Dornig, 73 Jahre, Pensionär

Ich habe schon öfters Leute mitgenommen und immer Enttäuschungen erlebt. Ich wollte ein bißchen Unterhaltung haben. Aber die kriegen die Schnauze nicht auf und erwarten noch, daß der Fahrer sie unterhält. Ich konnte die damals ja erst in Helmstedt aus dem Auto schmeißen. Ich selbst bin nicht getrampt. Als ich in dem Alter war, da wär' man als Landstreicher festgenommen worden. Umfrage: Isabel Fannrich

Fotos: Annette Walter