■ Der pannensichere Fahrradschlauch ist da
: Luftblasen und Schmierseife

Wenn das Fahhrad plötzlich an Tempo verliert und zu schlingern beginnt, ist es wieder einmal soweit: Zeit für einen gemütlichen Nachmittag mit Musik, Plastikwanne und Flickwerkzeug. Doch jetzt ist ein neuer, pannensicherer Fahrradschlauch auf dem Markt. Wie gut der „Aerotube“ ist, berichtet der Testfahrer der Wahrheit

Als geübter Bastler bin ich an sich mit meiner bisherigen Schlauch-Mantel-Kombination immer ganz zufrieden gewesen. Die Begeisterung darüber, daß nun alles umgerüstet werden muß, hält sich also in Grenzen. Aber wir Testfahrer müssen solche Mühen auf uns nehmen. Mit dem „No Stop Aerotube“ erhalte ich einen dicken, schwarzen, gummiartigen Ring. In der Verpackung befindet sich die Einbauanweisung, unter anderem in deutscher Sprache. Dazu gibt's viele Fotos, die den Text gut erläutern. Also nichts wie los.

Denkste! Drei erfahrene Leiter von Fahrradreparaturseminaren brauchen gemeinsam eine Stunde, um die Weltsensation einzubauen. Dabei brechen sie sich fast die Finger und sind mehrfach kurz vor dem Aufgeben: Der pannensichere Fahrradschlauch ist auch ein weitgehend einbauresistenter Fahrradschlauch. Erst will er sich nicht unter den Mantel drücken lassen. Als das dann doch irgendwann gelungen ist, steht der Mantel so unter Spannung, daß er keine Bereitschaft mehr zeigt, sich in die Felge drücken zu lassen. Schwierigkeiten gibt es anschließend noch mal beim Einsetzen des Rades, weil das nun quasi aufgepumpte Rad schlecht zwischen den Bremsgummis durchpaßt. Besonders Hydraulikbremsen bereiten hier einigen Ärger.

Am Ende sitzt alles doch noch einigermaßen, das Rad läuft rund, und die Felge ist durch die diversen Hebelwerkzeuge leidlich lädiert. Zur Ehrenrettung des Aerotube muß hier gesagt werden, daß wir statt der empfohlenen Schmierseife beim Einbau nur Spülmittel zur Verfügung haben. Dafür nehmen wir als Hebelwerkzeuge statt der empfohlenen Schraubenzieher Fahrrad- und Motorradreifenheber. Doch halten wir fest: Wer diesen Reifen kauft, sollte einen Freund mit kräftigen Fingern hinzubitten, der dann vielleicht gleich die Schmierseife mitbringt.

Erste vorsichtige Fahrversuche verlaufen erfolgreich: Mantel und Schlauch bleiben auf der Felge. Auch auf den nächsten paar hundert Kilometern gibt's keine Probleme mit dem neuen Rad. Sogar am Internationalen Tag des Fahrrads und bei der Einweihung von Hamburgs erster Veloroute macht der Reifen eine gute Figur. Als besonders angenehm erweist sich die Härte des Materials (entspricht schätzungsweise 5 bis 6 bar Reifendruck auf einem 32-622er Mantel). Ein ganz neues Gefühl ergibt sich bei der sorglosen Fahrt durch Glasscherben. Warum aber auf der Aerotube-Verpackung ein 10-cm- Nagel nach Piercingmanier quer durch den Reifen steckt, entzieht sich der Kenntnis des Berichterstatters.

Von Nachteil ist das hohe Gewicht des mit Tausenden von Luftbläschen aufgeschäumten Polymers. Fast 800 Gramm gegenüber 160 Gramm des zuvor gefahrenen Schlauchs bringt das Teil auf die ungeeichte Küchenwaage. Diese Masse will bei jedem Anfahren erstmal in Rotation versetzt werden. Das kostet spürbar Kraft. Schön ist hingegen die Gewißheit, morgens in die Garage zu kommen und immer ein Rad mit fahrbereiten Reifen vorzufinden. Auch vor plötzlichen Zwangspausen ist man mit diesem Schlauch sicher.

In der nach oben offenen Nützlichkeitsskala erhält der „No Stop Aerotube“ die Bewertung „Anschaffung durchaus erwägenswert“. Der Langzeittest steht allerdings noch aus – eventuell sehen wir uns in der Tagesgurkenrubrik wieder. Bei mir bleibt der Reifen jedenfalls erst mal auf dem Rad. Ohne Säge ist der Ausbau ohnehin nicht zu schaffen. Ulf Dietze

Den „No Stop Aerotube“ gibt es passend für diverse Felgengrößen zum Stückpreis von 49 Mark 90 im Sanitäts- und Fahrradfachhandel