DFB wußte nichts

■ WM-Fernsehrechte: FIFA verschickte falsche Tagesordnung

Köln (dpa/taz) – Der DFB hat Spekulationen zurückgewiesen, nach denen Vizepräsident Gerhard Mayer-Vorfelder absichtlich bei der Abstimmung über die Vergabe der Fernsehrechte für die Weltmeisterschaften 2002 und 2006 gefehlt habe. „Mayer-Vorfelder konnte wegen dringender politischer Geschäfte nicht an der Tagung des Exekutivkomitees der FIFA am 3. Juli in Zürich teilnehmen“, sagte DFB-Pressesprecher Wolfgang Niersbach. Außerdem habe in der von der FIFA verschickten Tagesordnung nicht gestanden, daß über die Rechtevergabe abschließend entschieden werden sollte. Die internationalen TV-Rechte (mit Ausnahme der USA) waren am Mittwoch für die Rekordsumme von 3,4 Milliarden Mark an einen Zusammenschluß aus Kirch-Gruppe und der Schweizer Sporis Holding gegangen.

Tatsächlich ist die Entscheidung für Kirch nicht allein durch das Fernbleiben von Mayer-Vorfelder gefallen: Laut offizieller Angabe betrug das Stimmenverhältnis 9:6 und nicht wie ursprünglich angenommen 6:5 (taz von gestern). Drei Exekutivmitglieder hatten sich enthalten, darunter der 80jährige Präsident Joao Havelange.

In den öffentlich-rechtlichen Anstalten wird befürchtet, Leo Kirch habe die Rechte nur gekauft, um wichtige Fußballspiele demnächst per Pay-TV anzubieten und so sein digiatales Fernsehen DF1 attraktiv zu machen. Der Filmhändler sagte aber zu, alle Spiele auch unverschlüsselt anzubieten.

Trotzdem hofft WDR-Intendant Fritz Pleitgen auf Unterstützung der Politiker. Wenn die Sportart Nummer eins demnächst in den Pay-Bereich abwandern würde, hätte das für die ZuschauerInnen die Folge, „daß sie für das Volksvergnügen Fußball kräftig zahlen müssen“, sagte der Intendant des größten ARD-Senders, der sich eisern Mut macht: „Als nächstes können sich alle ZuschauerInnen erst einmal auf die WM-Qualifikation freuen. Der WDR ist federführend.“

Bei der FIFA ist man nach dem warmen Regen in Spendierlaune. Unabhängig von der Größe will Havelange jedem der angeschlossenen 198 nationalen Verbände zwischen 1999 und 2003 eine Million Dollar zahlen. Das gab derPräsident am Mittwoch beim Kongreß des Weltverbandes in Zürich bekannt.