Weggeschlossen?

■ Weiteres Indiz für desolate medizinische Versorgung von Häftlingen

Bis zum Tag seiner Entlassung soll nach Informationen der GAL ein psychisch Kranker auf der Sicherungsstation des Fuhlsbüttler Gefängnisses (Anstalt I) untergebracht worden sein. Nach seiner Entlassung habe er zwei Stunden orientierungslos vor der Anstalt gestanden und sei dann verschwunden. Seinen Koffer ließ er zurück.

Manfred Mahr, justizpolitischer Sprecher der GAL-Bürgerschaftsfraktion, erklärt, die Sicherungsstation diene zur Isolierung von Strafgefangenen, zum Beispiel für den Vollzug disziplinarischer Maßnahmen. 23 Stunden täglich könne ein Insasse hier „weggeschlossen“ werden. Bislang habe er jedoch nicht gewußt, so Mahr, daß auch psychisch Kranke hier verwahrt werden, wenn sie den Anstaltsablauf stören. Ob dies üblich ist, welche besonderen Maßnahmen der Betreuung für psychisch kranke Insassen vorgesehen sind, soll durch eine Anfrage an den Senat geklärt werden.

Dieser Fall sei ein weiteres Indiz für die katastrophale medizinische Versorgung in den Justizvollzugsanstalten Hamburgs. Vor wenigen Tagen erst war ein herzkranker Patient in Anstalt II gestorben; Mitinsassen hatten moniert, daß der 39jährige lediglich Aspirin gegen akute Herzbeschwerden bekommen habe. Nach seinem Auffinden seien zudem eineinhalb Stunden vergangen, bis ein Arzt eintraf (taz berichtete).

Menschen, die sich in Haft befinden, stünden unter besonderem Streß, meint Mahr. Daher müsse eine medizinische Versorgung „rund um die Uhr“ gewährleistet werden. Ein Arzt ist jedoch nur tagsüber vor Ort, auch Krankenpfleger stehen nicht in jeder Nacht zur Verfügung. win