Verregneter Punkrock

■ Rückblick auf die ersten „Hard Pop Days“ in Bremen: Wippende Massen, guter Punkrock, mieses Wetter und eine enttäuschte Nina

Von wegen Woodstock. Klamme und klitschenasse Klamotten verhinderten bei den Hard-Pop-Days die ganz große Freiluft-Party. „Wegen dem blöden Regen konnte man sich ja nirgends hinsetzen.“ schimpfte Alexandra (17) aus Oyten, als ihr gegen 20 Uhr die Puste ausging. „Bad Religion sollen endlich anfangen,“ stimmte Freundin Nina ein, während die Fantastischen Vier sich redlich mühten, die wartende Masse in Gang zu bringen. Doch es wurde ein trauriger Abend für den kleinen Oytener Mob. Die eckig über die Bühne stolzierenden Schwaben bildeten am Samstag den stimmungsmäßigen Höhepunkt des Open-Air Konzertes am Bremer Unisee, weil einer für Punkrock der Marke „Bad Religion“ nichts übrig hatte und die 10.000 Besucher um ihr großes Finale prellte: Petrus.

Platzregen und Schauer hatten schon den ganzen Konzerttag geprägt. Erst am späten Nachmittag kam ein wenig Sonne durch, so daß sogar die ein wenig drucklosen Selig für sowas wie Festival-Atmosphäre sorgten. „Und Such a Surge waren richtig super,“ befand Nina. Doch schon bei den New Yorker Moshern Biohazard tröpfelte es wieder. Daß dann noch die perfekt aufeinander abgestimmten „Fanta 4“ ihre deutschsprachigen Rapnummern keineswegs originalgetreu von der Platte abspielten, sondern stellenweise ausufernd drauflos improvisierten, polarisierte die Besucherschar vollends.

Manch alten Rockfestival-Hasen überzeugten Smudo und Co. durch Schlagzeugsoli und „Hey Ho“-Mitmacherrufe. Die Oytener Songpuristen verlangten dagegen noch vehementer nach dem Headliner. Nina: „Bad Religion sind wenigstens nicht so albern wie Smudo.“ Dennoch, die emsigen Schwaben schafften es schließlich mit ihrem energischen Zugabenblock, die Masse wippen zu lassen. „Was geht?!“ fragten zehntausend Kehlen, und auch Nina und Alexandra hopsten irgendwann Arm in Arm.

Pünktlich als die heißersehnten Bad Religion dann unter frenetischem Beifall die Bühne betraten, machte Petrus wirklich ernst und spülte der Kombo mit dem blasphemischen Namen und den kritischen Texten die Fans weg. Blitz, Donner und ein bis dahin beispielloser Pladderregen verschlugen sogar dem erkälteten Sänger Greg Graffin die Stimme. Der melodische Poppunk aus Kalifornien ging in der Flut der Abrückenden unter.

Immerhin: Gut 3.000 Hartgesottene harrten zwei energiegeladene Stunden vor der Bühne aus, tanzten wild und warfen mit Schmodderklumpen auf die überdachte Bühne, um ihr nasses Elend standesgemäß zu zelebrieren.

Vielleicht hätten Selig als letzte Gruppe spielen sollen. Bei deren Bandnamen hätte Petrus den 10.000 das Finale bestimmt gegönnt. Lars Reppesgaard