Sonnige Gitarrenmelodien

■ John McLaughlin, Al DiMeola und Paco de Lucia begeisterten beim Expo-Fest in Delmenhorst – mit altbewährter Virtuosität

Mit einer kleinen musikalischen Sensation hofften die VeranstalterInnen des Expo-Festes Delmenhorst sich in den Annalen der Popgeschichte zu verewigen. 15 Jahre nach der legendären „Friday Night in San Francisco“ sollte die Reunion der drei Gitarren-Heroen John McLaughlin, Al DiMeola und Paco de Lucia Tausende aufs Nordwolle-Gelände in Delmenhorst locken. Daß diese Rechnung nur bedingt aufging, lag vor allem an der Weigerung des Sommers, sich ebenfalls zum Open-Air einzufinden.

So kamen deutlich weniger BesucherInnen als erwartet, aber die drei großen Namen zogen trotz dräuender Regenwolken und kühlem Wind doch einige tausend Fans an. Und die bekamen zu hören, was sie hören wollten: Filigran gestaltete Saitendialoge, furiose unisono-Linien und rasend schnelle Fingerakrobatik, stilistisch zusammengesetzt aus Flamenco, Gitarren-Swing, Latin, Blues und klassisch Angehauchtem, nichts Neues, aber das Bewährte auf höchstem technischen Niveau.

Zunächst aber stellten sich die drei Gitarristen nacheinander in kurzen Solo-Sets vor. John McLaughlin begann kontemplativ, in der Stimmung zwischen Klassizismus und Flamenco changierend, reicherte dann sein Spiel mit Reminiszenzen an Django Reinhardts Swing und Blueselementen an. Paco de Lucia folgte mit ebenfalls klassisch orientierten Flamenco-Klängen, in seinem kunstvollen Spiel bricht die archaische Wildheit der volkstümlichen andalusischen Musik nur noch manchmal durch. Al DiMeola schlug auf der halbakustischen Gitarre schließlich etwas weniger beschauliche Töne an, ließ die für ihn typischen wieselflinken Läufe hören. Bis dahin hatten sich die Regenwolken noch zurückgehalten, aber während der zwei folgenden Duos von de Lucia mit McLaughlin und DiMeola kam ein heftiger Schauer nieder. Für viele BesucherInnen, die sich unter ihre Regenschirme oder die Bewirtungszelte geflüchtet hatten, ging der „Mediterranean Sundance“ im Prasseln der Regentropfen unter, und die Reihen vor der Bühne lichteten sich merklich. Es war schon ein irritierender Widerspruch, die mediterrane Musik – genau richtig für einen lauen Sommerabend – in diesem kalten Regen zu erleben. Trotz der großartigen Musik wollte die rechte Atmosphäre nicht aufkommen.

Zwar stieg die Begeisterung des buntgemischten Publikums, mit einem recht hohen Anteil von ergrauten Herrschaften, Eltern mit Kindern sowie Honorablen der Stadt, noch einmal an, als endlich alle drei Gitarristen auf der Bühne saßen und ihre fulminanten gitarristischen Zwiegespräche führten, sich die Bälle in halsbrecherischem Tempo wechselseitig zuwarfen und in den Improvisationen der zwei ausgedehnten Kompositionen von McLaughlin und De Lucia ihre alten Hits zitierten, aber auch auf der Bühne schien der Funke nicht ganz zu zünden.

So verließen die drei die Bühne recht abrupt und wortlos und ließen sich lange zu einer Zugabe bitten. Danach stürmte Paco de Lucia unmittelbar davon; DiMeola und McLaughlin winkten wenigstens zum Abschied. Arnaud