Katapulte und Einzeller

■ Internationale Forscher treffen sich zu den dritten „Drop Tower Days“ am Bremer Fallturm

Der Bremer Fallturm auf dem Universitätsgelände bekommt internationalen Besuch: Drei Tage lang werden 150 Experten aus 12 Ländern an den diesjährigen „Drop Tower Days“ teilnehmen. Ingenieure, Professoren und Führungskräfte stecken dann die Köpfe zusammen, um über 70 Forschungsergebnisse zu diskutieren. Stolz ist das ZARM (Zentrum für Raumfahrttechnologie und Gravitationsforschung) besonders darauf, die Fallturmtage erstmals gemeinsam mit seinem japanischen Schwesterinstitut zu veranstalten. Denn das ZARM will mit dem Japan Microgravity Center (JAMIC) zukünftig gemeinsame Forschungswege gehen.

Der internationale Workshop der Gravitationsforscher hat bereits Tradition: Seit 1990 treffen sie sich alle zwei Jahre, um ihre sorgsam gehüteten Ergebnisse preiszugeben. Besonders stolz wird der Bremer Fallturm-Chef Rath das neue Katapultsystem für 8 Millionen Mark präsentieren. Das nämlich soll künftig im Bremer Großlabor eine doppelt so lange Schwerelosigkeit möglich machen: Das Vakuum in der Kapsel, die von der Spitze des 112 Meter hohen Turmes fallengelassen wird, kann sich dann 9 statt bisher 4,74 Sekunden halten.

Neben solcherlei neuen Systemen sollen sämtliche gravitations- und raumfahrttechnischen Ergebnisse diskutiert werden: von der Bewegung von Einzellern in der Schwerelosigkeit bis zu der Frage: was passiert in der Raumstation, wenn plötzlich Papier zu brennen anfängt. „Wir haben jetzt viel mehr Ergebnisse als am Anfang“, sagt Institutsleiter Hans Rath. Das neue Lasersystem zum Beispiel sei vor zwei Jahren noch Phantasie gewesen und jetzt Realität: Der neue Laserstrahl könne wie ein unverletzbares Auge in Verbrennungsflammen schauen und so Schadstoffe diagnostizieren.

Mit Stolz blickt der Bremer Institutsleiter auf seine japanischen Freunde: „Die Japaner holen in der Forschung mächtig auf“, sagt der Chef des in Europa bisher einzigartigen Großlabors. Zwei große Fallschächte könnten die neuen Kooperationspartner bereits aufweisen und jede Menge gute Universitäten. „Die Japaner bleiben deshalb unsere wichtigsten Kooperationspartner.“ Am Mittwoch werden sich ZARM–Institutsleiter Rath und sein japanischer Partner Akira Sawaoka vom Japan Microgravity Center (JAMIC) die Kooperationsurkunden überreichen. In zwei Jahren treffen sie sich dann wieder: bei den vierten Fallturmtagen der JAMIC auf der japanischen Halbinsel Hokkaido. kat