Kommentar
: SPD vorgeführt

■ Die CDU gibt ihre Beißhemmung auf

Wer die politische Landschaft in Bremen seit Beginn der Großen Koalition aufmerksam beobachtet hat, der wird sich vielleicht die Augen reiben: Der Chef der CDU gibt eine Erklärung heraus, in der eindeutig zweideutig der Kopf eines SPD-Staatsrats gefordert wird. Und Reinhard Hoffmann ist schließlich Chef im Rathaus. Es ist das erste Mal, daß sich einer der beiden Großkoalitionspartner so über eine Person aus dem anderen Lager äußert. Eine echte Premiere: Die CDU gibt ihre Beißhemmung gegenüber der SPD auf.

Die Zeit scheint reif für die CDU, die angeschlagene Sozialdemokratie öffentlich vorzuführen, um sie als stärkste Partei zu beerben. Die SPD hat offensichtlich nichts in Händen, womit sie sich wehren könnte. Als der Hoffmann-Skandal im letzten Jahr ruchbar wurde, da hat die CDU noch fein stille gehalten. Schließlich war da ihr eigener Staatsrat von Bock und Polach wegen verschluderter Aktenberge in der Staatsanwaltschaft ins Gerede gekommen. Der Deal: Hau ich Deinen Staatsrat nicht, haust Du meinen auch nicht. Dieses filzwarme Stillhalteabkommen, unter dem die SPD ihre alten Leichen im Keller behalten und die CDU neue dazulegen konnte, schlägt nun ganz auf die SPD zurück. Die hat nur eine Chance: gegenhalten. Und das kann schon wieder wieder hoffnungsfroh stimmen. Wenn nun Gemauschel auf- statt zugedeckt wird, dann kann das der Stadt nur nützen. Jochen Grabler